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Amerikana.
Kndlich lialien wir sie. die singenden-sprechenden
Milder, und wir dumme AHtagsmenschcu glaubten, wir
hätten sie schon längst Überstunden.
Natürlich ist es Kdismi. der sie erfunden hat. und zwar
im Jahre des Heils neiinzehnhundertundzehn. Xiehtsdesto
trotz wird in nicht allzuferner Zeit die wunderbare Mär zu
lesen sein, «lass Kdismi die singendcn-sprechendcu Milder
liereits patentiert hatte. als inan weder singen noch sprechen
konnte und dass die vorsiintf lut liehen UcbcrBeferungcn
nur dmeh die Krfindungen des grossen Whizzards zu uns
gekommen seien. Ja. der Durchgang der Israeliten durch-
Kote M«*er wurde durch den gläubigen Thomas erst kiu,
matographiseh aufgenommen. Nein, mich viel früher war
der Thomas am Werk: Madame Potiphar zeigte dem
keuschen Joseph das erste lebende Mild, nur war der Kerl zu
dumm, sieh darauf ein Patent- gclsm zu lassen. Joseph
sodann zeigte dem Herrn Potiphar einige lebende Milder
hat indes den Film der verheilten Madame ausgelassen
Im Gefängnis sah Joseph auch einige k'bende Milder, so
den Film mit den sieben mageren und den sieben fetten. .
doch die Geschichte ist Ihnen ja bekannt.
Allerdings nannte man den Apparat damals nicht
Kinetophon. wie Thomas seine neuesten Synchronismus
Ismamst; allerdings gab es damals auch noch keine Patent
ämter und keine Münzen. deren Rechte nicht weiss, was die
Linke tut. Ansonsten hätte, wie gesagt. Josephson sich die
Geschichte patentieren lassen und wir hätten vielleicht
Anteilscheine an der Krfinduug kaufen können.
Aller so ist's nun einmal: der Gescheite hat elien kein
Glück. Ach, wären wir doch etwas dümmer ....
Kdi’s Sohn wird in der Zukunft ganze Opern vorführen.
Man braucht nicht mehr fünf Dollars zu zahlen, um die
Tetrazzini oder den Caruso zu hören, sieh erst in Abend¬
toilette zu stecken, enge Lackstiefel zu tragen und wumüg
lieh seine Angebetete in einem Taxameter für so und so viel
per Meter nach dem Opernhaus bringen zu lassen: Nein,
No. 197.
Der Kinematograph — Düsseldorf.
Karotin«*. nunmehr wtzcn wir uns einfach für zehn Kcichs-
pfcnnigc in einen Filmzirkus und lass- n cli ganze Chose
einfach an uns vorülH-r jondeln. Giossartig. was?
* »
Der Kmst der lelienden Bilder wird hierzulande nicht
verkannt. Die Tiersehutzgc sclls • aaft in San Francisco,
Califomien. hat eine Serie lebender Bilder auf nehmen lassen,
um die wohltätig«* Arlieit der <h s»*lls.*haft zu ill’ stri«*ren
und Pferdeb«*sitzer zu veranlassen, ihren Tieren bessere,
und zwar die richtige Behandlung angedeihen zu lassen.
Der amerikanische Konsul in Saloniki (Türkei) macht
amerikanische Filmfabrikanten auf den grossen Ih-darf
von Films in d«*r Türkei aufmerksam. Das Land erwache
«■rst jetzt und leln-nd«* Bild«*rVorstellungen sei«*n tägli«*h
von Taus«*nden besucht. I>er Bedarf an Films wird z. Zt.
ausschliesslich von französischen um! italienischen Firtn«*n
gedeckt.
Wie ich unsere Yanke«*s kenne, wird «*s nicht m«*hr
lange dauern, und amerikanische Films sind in «ier Türk«*i
so gut lx*kannt. als Sehnak«*n am Meeresstrand.
Und die deutschen ?
Dr. Bert hold A. B a e r.
Philadelphia. Pa.
Kunst und Schönheit im Dienste des
Geschäfts.
Khenso wie Kultursteige-ting und Erhöhung der B«*-
diirfn'sse sind auch Kunst Verfeinerung und w ahres S« hön-
lieitsempfind«*n je zwei unzertrennliche B<*griff<*. Durch
unser mit Macht vorwärtsschreitendes Kulturstrelien geht
eine im selben Masse sich steigernde Erhöhung der Be¬
dürfnisse. Wir Italien dadurch «*in gewisses Verständnis
für wahre Kunst erhalten, ein Kchönheitsempfmden, das
uns früher fremd w ar Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung,
den wir allenthallien in den letzten Jahrzehnten unver¬
kennbar zu verspüren liaticn. hat seihst die untere Schicht
des Volk«*s ihren Schönheitshunger, den Drang nach Kultur¬
verfeinerung erlialt«*n und davon Besitz ergriffen. Wer
als aufmerksamer Beoliacht«*r sehenden Bli«*kes die Um¬
wandlungen lieobacht« t. die sich im öffentlichen Is-Iwn,
Itcsondcrs in d«*n l«*tzten Jahr«*n, vollzogen hallen, ist geich¬
zeitig auch ein ständig aufs neue überraschter Zeuge d«*r
praktischen Nutzanwendung «l«*r neuen Lelienathese, «lass
rea'er Zweck und id«*ale Schönheitsform sich sehr wohl
vereinigen lassen. De Kunst dringt immer mehr in das
G:*bi«*t «k r Industrie ein. In all«*n Zweigen d« s praktischen
Schaffens schreit man jetzt förmlich nach «l**m Kunst¬
gewerbler, denn das Publikum wurde allmählich sehend.
J«*d«*r praktische Gebrauchagegenstand musst«* plötzlich
auch ein sch«'in«*s, künstlerisches Aussehen haben. Der
Techniker schafft das Ding, der Künstler verkrht ihm das
schöne Aussehen, und die grosse Masse d«*s Publikums
lienutzt es und hat auch g eichzeitig eine äathetische Freude
daran.
Um praktische Beispi«*l«* anzuführen genügt. «1er Hin¬
weis, dass liesonders auf dem Gebiete der Elektrizitäts¬
branche und Beleuchtungstechnik der Künstl«*r ein un¬
entbehrlicher H«*lfcr geworden ist. Der Techniker hat da
immer noch nur di«* Aufgabe, die Urkraft der Elektrizität
in s«*ine Bahnen zu lenken und d«*m Leuchtzweck entgegen-
zuführen. Der Künstler aller schuf Effekt«*, an di«* man
früher nie g«*daeht. Selbst die traditionell«* runde Gloek«*n-
form der B«igenlam)H* mit ihrem unförmig darauf gestülpt*n
Gehäuse für das Uhrwerk muss jetzt weichen. Har¬
monisch geleiteter Linienfluss der äusseren F«irm gibt
jetzt der Bogenlampe das Prestige d«*s Aesthetischen.
Das nächste Angriffsobj«*kt für den Kunstgewerbler
auf <*lektris«*h«*in Gebiet wird in den nächsten Jahren di«*
zu gewaltig«*r Entwickelung g«*langt«* elektrische Reklame-
Effekt-Beleuchtung sein. Di«* ..Plakate tl«*r Nacht“, di«
oftmals mit ihren tausend Irrlichtern, mit ihren ständigen
konvulsivischen Zuckungen, dem ewigen, nervtötenden
Blinken und den grellen B itzen und Farben Wirkungen
den armen Ntrasscii|ia.s»unt«>ii , .Manoli" machen, s»*in«*
Sehnerven z«*rstör«*ii un«l ihn ästhetisch lH*k*itlig«*n. sie
w«*n]<*n reformiert. Da w ird der Kiinstl«*r s«*in Veto cinlegen
und weitere GeschmackWigkeiten verhindern.
Diese Hinweise der kirnst leriscli<-n V«*rliess«*rung d«*r
äusseren Wirkung «1er elektrischen' Reklam«*- mul gesamten
Bek*uchtungs-Tcchnik, die sieh bis auf den kleinsten Kon
taktknopf erstreckt, sind für uns vom Kino-Theaterfach
besonders wichtig, denn unser Geschäft braucht, abgeseli«*n
von der notwendigen Projektionslampe, di<* Elektriztäi
zur Reklame-, Front- und Innen-Beleuchtung in so erheb¬
lichem Masse, dass es nicht notwendig ist, erst auf die ungt*
wühnlich hohen Str«imrechnung«*n hinzuweisen, «li<* wir zu
liczahlcn ständig «las Vergnügen halien.
Der Helbsterhaltungstrieii zwingt alle, stiwohl Kauf
mann w'i«* auch Zwiselu*nhän«ll«*r. Fabrikant, ExjMirt«*ui
und Ik'taillist dem Zug«* der Z«*it zu folgen untl dem erhöht«*ii
Kunst- und Schönheitsls-tlürfnis dts allgemeinen lireit«*n
Publikiinis Keehniing zu tragen. Auch in uns«*rer Th«*at«*r
brauch«- ist dies«* mächtig vorwärtsschriütende Umwandlung
<l«*r Kulturverfeinerung nicht spurlos vorübergegangen
Während es in früheren Jahren genügt«, wenn man eil
aus ganz willkürlich zusammengesetzten Sujets besteheml«-
Quantum «Ier oli|igat«*n tauseml Meter Films vor den Aug« t
«l«*s Publikums herunterdrehte, die kahle, nüchterne Lein
wand als Projektionsfläeh«* diente, und ein längli«*ln
Kaum, ganz gl«*i«*li in welcher ,.Ausstattung“, dein Piibliknu
als Theater-EtabUssement angelsiten wurde, gilt heut*
dem geschäftstüchtig«™ Theaterleiter di«* ..Aufmachung
als di«* Hauptsaeh«*, und das mit Bt*«*ht. Was man früh«
fälschlich mit „Komfort“ bezeichnete, liedeutet heut«
..Komm fort"! Das Publikum verlangt eine gewis-
Haumkunst. die man ni« in engen, diini|ifig«>ii Lokal«
erzielen kann: <*s v«*rlangt Luft mul Hygiene und will si«
nicht mehr zusamm«*ngepfen-ht als Stückzahl, woliei «I«
K«irjml«*nte als unangenehmes Sperrgut lietrachtet wini
in d«*n sog«*nannten Kientopp. oder wie der Rh<*inlän«l<
sagt: Ki«*npott. verfrachten lassen. Unlntlingt ist an«
di«* schöne Erfindung der lelienden Photographien, die jet/
lM*n*its langsam lieginnt. die gesamte kulturelle Aufuiiit
«*nt wiekelung «ies Volkes in ganz andere Baluu-n zu lenk« t
zu schade dazu, um noch weiter in jenen engen und dunkl« n
Lad«»nräumen, wie es !eid«*r bis jetzt noch so oft zu kon
statieren ist. profaniert zu werden.
Es muss liier ausdrücklich konsiatieit werden, dass
Ix-sonders die deutsche Filmfabrikati«in in Bezug auf <bc
Sujetfrage mit gross«*n finanziellen Opfern und viel Müh«<>
un«l Nachdenken sich gewaltsam und mit Zähigkeit ciic n
achtunggebietenden Platz «*robert hat, dass sie in künst¬
lerisch-ästhetischer Hinsicht bereits Bewundernsw«*ii' -
leistet. Ist es doch sogar schon soweit gek«immen, dass
selbst renommierteste Künstler, Mal«*r und Biltlhauer i»
den Kinematograph gehen, um dort neue Kunsteimlrii«ke
zu empfangen und Bilderstudien zu machen.
An den Thesterbesitser nun liegt es, d«*m künstlerisch
einwandfreien Kinobilde auch die entsprechende würdig«*
Umrahmung zu verleihen.
Mit d«*r Raumkunst liegt «*s aber noch sehr im arg« »
Selbstverständlich ist jeder überladene und aufdringliche
Prunk zu vermeiden. Einfach«* und harmonische Flächcn-
und Lini«*nWirkung unter Vermeidung kräftiger Farl«'»
kontrast«* sind erstes Haupt«*rford«*rnis. Ganz beaond«n s
Interesse ist der Ausstattung der Bühne zuzuwenden,
denn es ist die Fläche, die ständig durch die natürliche
Sitzanordnung beobachtet wird. Hier wurde am meist«*«
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gesündigt. Man mache nicht den Einwand, dass während
der Vurstellung der Zuschauerraum verdunkelt ist, also
die Biiluie doch nicht zur VVirku tg kommen kann, denn
nach Beendigung des Bildes wirkt die kahle, nüchterne,
weisse Wand in gröblichster Weise profan und absolut
' 11 usionsraubend. Al»er auch die Ausschmückung der Biilmc
in der allenthalben sonst üblichen Manier ist nieht der
richtige Weg, der eingeschlagen werden muss, um dem
Kinobilde die notwendige Umralunung zu bieten. Diese
Umrahmung muss während eh r Vorführung wirken,
damit das eigentliche Bild nicht ohne jeden Halt frei in
«ler Luft schwebt. Di«* Notwendigkeit di«*ser Ford-rung
erhellt daraus, «lass z. B. irgend in Geinäld«* auch nur
dann erst zur künstlerischen Wirkung kommen kann,
wenn es von einem Rahmen umgehen ist. Dieses Prinzip
der < lesamt Wirkung hat man lx-i uns schon lange unbewusst
empfunden, ohne bisher «lie Amv«*n<Iungsm«'»gliehkeit im
dunklen Theaterraum gefunden zu haben.
,.Kunst und Schönheit im Dienste «ies Geschäfts!“
Dies ist die Parole, nach der «1er h«*ufcig<* mtideme Thcater-
k*iter die Regie zu führen hat. Hinweg mit «len selbstge-
malten Plakaten, den engen, stickigen Räumen, «ler ab-
iwhreckonden Hässliehk«*it des Innern l»*i eingeschalteter
Beleuchtung. Wir müssen alls«*itig dem Schönheitshunger
und der Kunstsehnsucht des Volkes endlich naehkommen,
wenn wir als Vertreter und Verbreiter einer modernen
Kultur- Erfindung nicht rückständig und von dein Verständ¬
nisvollen ais Vandalen <i«*s guten Geschmacks bezeichnet,
werden wollen. Licht und Luft, das ist die Forderung
«h*r Z«*it. si«* bedeutet gleichzeitig Zufriedenheit un«l Glück
Ilen ideak*n Bestrebungen d«*r Menschheit näh«*r kommen,
bringt gleichzeitig au«*h die sicherst«» Anwartschaft auf
die Sympathie <l«*s allgemeinen Publikums, und «las bedeutet
in unserer Theaterbranehe: <>«*ld!
Artur M e 11 ■ n i.
Tür**n sitzen untl seinen Mokka sciilürf«*n könnt«* — «las Caf« «I«*
Paris. Heine ganze Bauart zeigte «len echt französischeu « Imnikt.-r
«i«*s Gmpin*. und vien* französisch«* Provinzialstädte besitzen noch
heute derartige Lokale. I>as t’af«'* de Paris wurde «leim auch «ler
Sainin<*lpunkt <l«*r französisch«*n Offiziere und abends könnt«* man
"dort sogar den Präfekten, den citoyen lliaire und amiere Grössen
«ätzen s«*h«*n. Als Mainz später Bundesf«*stung wurde, änderte sieh
das Bild, österreichische und preussische Offiziere spielten hi«*r
Billiml: auch «leneral Fürst Esterhazy und der Prinz-Ooux «*rneur
von Holstein erschienen bisweilen mit ihn*n Damen. In «l«*n fHf**r
Jahren sass hier manch« Stunde Hi«*h r«l Wagner und wartet«* auf
den alte«» Schott, «l«*r ihn aus seinen G«*l<hiöt«*ii ls*fr«*i«*n sollt«*.
Dann kam«*n wieder französische Offizi«*r«*, als*r diesmal nicht als
H«*rren und Sieger, sondern als G«*fang«*iic, indessen ihren Absinth
im Caf«* d«* Paris Hessen si«* sieh trotzaltrdem schmecken. Das
letzt«* Drittel cles viTgangi'iien Jahrhunderts zeigt«* «las laiknl als
Hochburg «i«*s Karn**vals: während in <i«*n mit«*r«*ii Käunu-n au
«i«*n «Irei l.nni|H'iitag«*n <!>•* t««llst«* Mask'-nfreihi-it h«*rrseht*. tagt«
in den t»ls*r«'ii Käum«*n «las Ivotnit«*«* nn«l s'ieht«* «lie Sekts««rt«’n aus.
die auf d«*r gross***« B«*«kmte zürn Ausschank komm«*n sollten. V*«r
einigen Jahren wur«l«* «las alt«* historisch«* Caf«* ni«*dergi*l«*gt mul
an tiessen .Stell«' ein grösstiwltis<*li«*s Restaurant errichtet, al»*r «las
alt«« Oliiek hatte sieh von iliui gewendet. Das Restaurant musst«
Irak! g«*HchloaK<*n werden, und lieut«* hält in «l<*n iioclit'lcgaiilcn
Käum«*n, «lie s«*ll>st in den letzten Jahren no«*h vi«'l Luxus g«*s«'li<'it
hals-n. «in Kinnnatograph seinen Einzug. Ein /«•iehen «ler Z it '
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genomoien, und sein durch s«*in«* A«*linliehk«*it mit «l«*in greisi-i«
Graf«*» Zep|S'lii, «lern Heki «l«*r neu«*st«*n Zeit. |H«pulärer Inhalier
genannt „Lord Pfeffenniinz". wird in sein«*r «li«* Illusion des Natm
spiels v««n» Ih«p|M*lgiiiig«*r unterstreii'!i«*n«leii l.iiftsehiftcrunifomi
«l«*r Zufall cs will. werden vielleicht a«l«* «*it* «H'st «ilt«'M ... ciii'iuil
in den Räumen lebendig, «lie «fort verkehrt. wird vi«*ll«*iclit sogar
Xa|s>l«*on dort erschein«*» im«l vom v«*rii «alerten «■t*s«'linia«*k «l«-t
Jahrhunderte Kenntnis nelimi'ii. d«*r seiie Plan«* wandelt«-. V««n«
Caf«* de Paris zum Cinthna «le Paris. J. L
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Berlin, den 27. September 1910.
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Seit einiger Zeit hat sieh die Gewohnheit immer mehr eingebürgert, die Programme
auf möglichst lange Zeit im voraus zusamnicnzustcllen. zum Schaden der Unterzeich¬
neten Firmen, denen es hei der grossen Anzahl ihrer Probebilder nicht möglich ist, dic-
sol!>en ebenso zeitig herauszubringen, wie andere konkurrierende Firmen, die sieh gegen¬
seitig noch durch möglichst frühzeitiges Vorzeigen zu überbieten versuchen.
AIkt auch von einem grossen Teil unserer Kundschaft wird der Uelteletand. dass sie
durch Beisende und Vertreter zur vorzeitigen Abgabe ihrer Bestellungen gedrängt wird,
aufs tiefste beklagt, da sie sehr oft gute Bilder, die später herauskon’men, auslassen
muss und minderwertige im Programm hat. Bei der grossen Konkurrenz, d e heute unter
den Theatern herrscht, liegt, es zweifelsohne auch im Interesse unserer Abnehmer,
nur wirklich hervorragende Bilder zu zeigen.
Theaterbesitzer, deren Programme ausschliesslich aus zugkräftigen Stücken sorg¬
fältig zusammengesetzt werden, sind zweifelsohne ihren Konkurrenten gegeniilter im
Vorteil, die minderwertige Bilder zeigen, und werden sicherlich bessere Geschäfte machen
als diese, da auch der Geschmack des Publikums sich im Laufe der Jahre geklärt hat
und dieses hervorragende Bild« r von inhaltlosen sehr wohl zu unterscheiden weiss.
Wir richten infolgedessen hierdurch di«* höfliche Bitte an unsere sämtlichen Abnehmer,
ilm* Programm«* erst nach Besichtigung aller zu einem liestimmten Termin erscheinenden
Neuheiten zusammenzustellcn. und bitten auch die filmleihcnden rheaterlH*sitzer,
lx*i ilm*n Verleihern in diesem Sinne vorstellig zu werden, damit sie nicht Gefahr laufen,
gute Bilder entbehren zu müssen.
Da auch die Mehrzahl der amerikanischen Fabriken ihre Bilder jetzt in Kuropa
kopieren lässt, so liegt für unsere Abnehmer absolut kein Grund v«»r, ihre Bestellungen
auf lange Zeit im voraus zu erteilen. Eine vierzehi tägige Lieferfrist genügt den Fabri¬
kanten vollständig.
Die Unterzeichneten glaulx-n erwarten zu dürfen, dass Sie unseren diesbezüglichen
Wünschen Rechnung tragen und unsere Bilder hei der Zusammenstellung Ihrer Pro¬
gramme gebührend lierücksiehtigon werden. Sie berauben uns sonst der Möglichkeit,
unseren Fabrikaten durch Verkauf genügenden Absatz zu verschaffen und setzen uns
eventuell in die Notwendigkeit, s«*lbst verleihen zu müssen.
Hochachtungsvoll
gez.: Leon Gaumont. Pathe freres.
Otto Schmidt, Generalvertreter der ltala-, Vitagraph- und Eclair-Films.
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Aus dem Reiche der Töne
Oesterreichs plötzlicher Vorstoss.
Bisher war man gewohnt, über Oesterreichs phono-
graphische Industrie mit einem Achselzucken und einem
mitleidigen Lächeln zur Tagesordi ung überzugehen. Denn
man wusste bestimmt: ln Oesterreich ist keine einzige
grosse Plattenfabrik, die Apparat- werden in Handarlieit
von einigen kleinen Mechanikern selbst hergestellt, die
Zahlungsbedingungen sind elend und die Zahl der Insol¬
venzen enorm.
Bedarf war freilich da! Und der wnrde aus Deutsch¬
land gedeckt. Oesterreich ohne Ungarn konsumierte
mehr Apparate als die ganzen Vereinigten Staaten Nord¬
amerikas, Spanien, Italien, die Schweiz und Skandinavien
zusammen genommen. Nicht einmal Russland erreicht die
kolossale Konsumierungszahl, die (Österreich seit 1905
innehat.
Das wusste man. Aber woher? — Aus statistischen
Nachweisen, deren Anfertigung Jahre brauchte. Was 1905
wahr war, ist es 190» nicht mehr gewesen und l>ei der un¬
gemein raschen Entwicklung der phonographischen Indu¬
strie sind die Resultate von 1 908 heute bereits kommerziell
lächerlich und technisch veraltet!
Wir haben heute in Oesterreich eine grosse Anzahl
Schallplattenfabriken. In Schwechat steht die älteste, die
Odeonplattenfabrik von Schiff & Cie., ein genaues Nach¬
bild der amerikanischen Odeonplattenfabrik. Dann kamen
Muchinek ur.d Geisshüttner. weh he die Tion-Tionplatte
brachten. Versuchsweise begann Pivoda in Krcmsier,
die deutsche Dacapofabrik folgte mit einem Riesenetablisse-
nient in Wien nach. l>r. Grünhaum kam ebenfalls mit
einer Fabrik, die jener des Stammhauses in Berlin nicht
nachsteht. Pathe freies bauten im Schloss Neusteinhof
ihr* 1 Pressereien und Janus-Rekord in Moschenstein in
Böhmen, ln Kroinel bei Aussig siedelte sieh di- Deutsche
Grammophon-Aktien-Gesellschaft an. Jede dieser Fabriken
liefert mindestens 10 OOO Platten pro Tag und als Ab¬
nehmer di«-ser ungeheueren Masse von Schullplattcn stehen
29 Grossisten und ungefähr 4000 Händler da. Der Bezug
an Sehallplatten aus Deutschland ist aber noch viel enormer
als die Produktion im Lande selbst.
Man kann nicht leugnen, dass diese» plötzliche, inner¬
halb zweier Jahre aus dem Boden gestampfte Fabriks¬
tätigkeit ausserordentlich beachtenswert ist.
Apparatefabriken grossen Stiles gibt es jedoch ausser
in Budapest (Eufon) hier noch nirgends. Ein kapital¬
kräftiger Unternehmer könnte — und wird auch — hier
Millionen und Milliarden verdienen.
Die neue Regelung des Urheberrecht-Geaetsee in
zahlreichen Staaten hat Oesterreich (das bekanntlich ein
von Ungarn total verschiedenes Urheberrecht hat) einen
neuen Vorstoss ermöglicht, dessen Folgen und Wirkungen
erst in einigen Monaten bemerkbar sein werden.
l>as bisher bloss rezeptive und konsumierende Land
produziert nämlich heute nicht mehr nur für den eigenen
Bedarf, sondern geht ernsthaft daran, seinen Erzeugnissen
in allen Nachbarländern, sogar in dem bisherigen Mutter¬
lande Deutschland, lebhaft Eingang zu verschaffen. Mit
den Kufonen ist es liereits gelungen und die ganze deutsche
Industrie bezieht — oder imitiert heute diese ersten trichter¬
losen Apparat«-.
Mit den Platten wird es aller Wahrscheinlichkeit nach
bald so kommen müssen. Beweis dafür ist folgender Vorfall:
Im Juni dieses Jahres wurden aus Oesterreich die
ersten Wachsplatten zu Aufnahmezwecken nach Deutsch¬
land exportiert und aus diesem Anlasse fragte der Ex¬
porteur an, ob ihm, da ja die Platten wieder nach Oester¬
reich zurückkämen, die Begünstigung des zollfreien Vei
edelungsverkehrs zustünde.
Das HauptzoUamt Berlin-Packhof leitete am 21
Juni 1910 diese Anfrage an die Acltesten der Berlin«
Kaufmannschaft um! fügte dem Ersuchen folgende R
gleitnote bei: ,.Im Laufe des vorigen Monats sind hier 2«'
Stück aus Oesterreich-Ungarn stammende Grammophon
platten aus Wachs je in einem darnach gearbeiteten Papp
karton (Tarifnummer 253 zum Satze von 30 Mark p<
Dutzend) eingeführt worden. Diese Platten sollen hier fii
ausländische Rechnung Itcsungen und liespielt werdei
worauf die Wiederausfuhr nach Oesterreich-Ungarn ei
folgen soll. Es ist im Anschluss an die Eingangs.Jifcrtigun
die Genehmigung eines zollfreien VeredelungBverkehr«
mit diesen Platten und ausserdem gleichzeitig die (Jen«-!
migung eines gleichen Verkehres vorläufig auf die Dau< t
eines Jahres beantragt worden, mit der Angalie, da -
ungefähr 2tM»-2SO Platten im Lauf«- des Jahres zum B«
singen und Bespielen würden eingeführt werden. — E
Antrag wie der vorliegende ist bisher noch nie geste! i
worden, woraus mit ziemlicher Sicherheit geachktss« u
werden darf, dass die Grammophon platten seitens «l< -
Auslandes aus dem Inlande (Deutschland) stets f*-rt _
bezogen werden, was ja für die lieteiligte inländische I
dustrie von wesentlichem Vorteile ist. — Wenn es si« li
auch vorli«»gend nur um einen Veredelungsverkehr v u
geringem Umfange handelt, so fragt -s sich doch, ob ci
Genehmigung des Antrages im Bedürfnis liegt. Ja für <
an der Veredelung beteiligten Erwerbszweige sich weset
liehe Vorteile nicht erwarten lassen, und andererseits au ii
wieder eine, wenn auch bei dem voraussichtlich anbedeut'
den (???) Verkehr nur unwesentliche, Benachteiligt! -
(?) anderer Erwerbszwcigc erfolgt."
Im Anschlüsse daran wurde um ein Gutachten '
Acltesten «1er Kaufmannschaft von Berlin ersucht.
Die Antwort lautete: ..Auf die g«-fällige Anfrag«- v-i»
21. v. Mts. Nr. B. 5333. betreffend zollfreien V*»redclut -
verkehr in Grammophonschallplatten aus Wachs, die -
Oesterreich-Ungarn nach Deutschland eingeführt, hier
Ix-sungen und bespielt und alsdann wieder ausgefii m
werden sollen, sprechen wir uns nach «len von u n *
a n g e s t c I 1 t e n Erhebungen für die Bewilligung
«l«-s zollfreien Veredelung«Verkehres aus. Sowohl EnglacJ.
Russland, Oesterreich-Ungarn die Ralkanstaat«-n. Italic"-
Spanien etc. Italien den gleichen zollfreien Veredeln! _~
verkehr, tl«-r deutscherseits viel in Anspruch genomm«-"
wird, zugelassen, unddic SchMllpiattcnfabrikanten haben l '-
grösste Interesse daran, dass diese Vergünstigung liest« In "
bleibt. Ausserdem erwachsen den Künstlern, Kapellen •
welche auf diesen Wachsplatten durvh ihre Vorträge Origi¬
nale zur Herstellung von Schallplatten hervorbriii-«"
recht bedeutende Einnahmcquelk»n". Diese hübsche Ema¬
nation hat ein Janusgesicht. Allerdings ist dem so.
das Gutachten besagt. Allein die getroffenen un<l a"ge¬
stellten Erhebungen dürften sich kaum darauf erst! « - k<
hallen, wessen Geld es ist, das in Oesterreichs Schallpint"'"
fabriken arbeitet. Es ist deutsches Geld, die Fabrik«»"
sind samt und sonders deutsche Fabriken.
Man wird fragen, warum wir das so bet""* - "-
wo doch nur für Deutschland ein Vorteil erwachsen U l " n -
Ganz «-infach : Weil diese Bestimmung<»n es zulass*’ n j
dass wenig charakterfeste Fabrikanten sich vom G«--»«'** 4
ungewollte Vorteile beim Zollverkehre verschaffen. 1 1,4
das w ird nicht nur auf deutscher, ««indem auf j«»«lcr ati«l , n '"
«Seite auch geschehen. Es gibt überall schwache Charakt«^-
Der ganze Zweck dieses Vorgehens ist klar: N" 0
mals gesagt: Es ist deutsches Kapital, «las, von w«-"ig‘‘ n
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Ausnahmen abgesehen, in den österreichischen Fabriken
arbeitet. Es ist selbstverständlich, dass die deutschen
Fabrikanten darnach trachten, im Verkehre mit Oesterreich
möglichst günstige Bestimmungen herauszuschinden. Ihnen
wird es mitglich sein, auf einfachem Wege mit diesem Gesetze
rotier dieser Vorschrift, die unfehlbar bald Gesetz werden
wird) deutsche Platten zollfrei nach Oesterreich einzu-
fiihren. Die .Matrizenfabrikation spielt da trotz ihrer
Kostspieligkeit keine Rolle, da man die unwissende
Konkurrenz auf diesen» Wege immer wird unterbieten
können, wenn nur genügendes Kapital vorhanden ist.
Für Oesterreich ist alter umgekehrt genau dasselbe möglich
und dann zahlt Deutschland drauf, solange bis dieses
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gehen, da ist ferner eine Verschlusscheibe mit verstellbarer
'Öffnung. Die Irisblende — so heisst es — reguliert die
Lichtmenge, die auf den Film befördert wird, und gleich¬
zeitig die Schärfe; mit dem Zahn- oder Schneckentrieb
fx-sorgt man die Scharfeinstellung auf die und die Ent¬
fernung; die Verschlusscheibe stellt man mehr oder minder
w < it offen, je nachdem langsame oder rasche Bewegungen
"ii/.unebenen sind; auch kann man mit ihr die auf den Film
gelangende Lichtmenge regulieren. Das alles ist leicht zu
verstehen, wenn man sich die Teile näher ansieht. Man
bringe in die Belichtungsstelle (in die „Türe“) an Stelle
des Filmbandes ein Stück feines Mattglas oder mattiertes
2'lluloid (rtiattc Seite nach vorne); stelle die Irisblende
ganz offen, richte den Apparat gegen einen weit entfernten
f•egeiistand und beobachte das Bildchen auf der Matt¬
scheibe. Damit dieses ganz scharf erscheint, muss man
flau Objektiv mittels des Triebes hineindrehen; dreht man
hingegen den Trieb heraus, so erscheinen die fernen Gegen¬
stände immer undeutlicher. Nun richte man die Kamera
IS^gen einen in der Näh- befindlichen Gegenstand; in
diesem Falle — wird man finden — muss umgekehrt zur
jkliarfeinstellung da» Objektiv herausgedreht werden. Jetzt
“^greifen wir auch den Zweck der Skala an der Einstell-
vorrichtung: die Marken 4, 5 usw. bedeuten, dass bei diesen
Einstellungen Gegenstände in einer Entfernung von
* Metern, von 5 Metern usw. scharf werden.
Wenn wir nun die Irisblende, die bisher ganz geöffnet
War > kleiner stellen, so bemerken wir, dass das Bildchen
der Mattscheibe dunkler wird: die Blende schneidet
Licht ab. Aller gleichzeitig können wir auch wahmehn.cn,
«lass Gegenstände, die bei voller Oeffnung der Blende auf
dem Matt scheiben bilde v erschwoinmen erschienen, jetzt
schärfer werden; ja, wenn die Blende hinreichend klein
gestellt ist. werden wir ganz nahe und sehr ferne Gegen¬
stände gleichzeitig scharf bekommen. Das Objektiv ar¬
beitet dann, wie man sagt sehr „tief“. An der Irisblende
liefindet sich ebenfalls eine Skala; die Zahlen geben ent¬
weder den Durchmesser der Blende in Millimetern an
oder sie bezeichnen das Oeffnungsverhältnis (Durchmesser
der Blende zur Brennweite: 9 liedeutet z. B., «lass bei
dieser Einstellung der Dui chmesser der Blende den neunten
Teil der Brennweite ausn.acht).
Wir müssen nun noch die Verschlusscheibe (die auch
„Blende" genannt wird) betrachten. Sie besteht aus zwei
aufeinandersitzenden Sche.ben, die sieh nach Lösen der
Kopfschraube gegene inan der verstellen lassen, wodurch
die ßelichtungsöffnung grösser oder kleiner gemacht werden
kann. Stellen wir zunächst dies«* Oeffnung gross, wobei
sie beispielsweise */, der Kreisscheibe ausmat-he, und drehen
nun die Kurbel des Apparates mit der normalen Geschwin¬
digkeit (etwa Itf Bildwechsel auf die Sekunde), so machen
wir in einer Sekunde 1« Belichtungen, deren jede */ 3 von
V» Sekunde, also */«* Sekunde dauert. Ihxreh Verkleinerung
der Oeffnung wird die Beiichtungszeit entsprechend ver¬
kürzt; wenn die Oeffnung z. B. •/« der Kreisscheibe ein
nimmt, so bekommen wir (bei gleicher Bilderzahl in der
Sekunde) Expositionen von '/«X */»•— V»« Sekunde; ist die
Oeffnung */it des Kreises, so dauert jede Exposition nur
Vi»a Sekunde usw. Solch’ kurze Belichtungen sind erforder¬
lich, wenn es gilt, sehr rasche Bewegungen, z. B. vorbei¬
fahrende Automobile und dergleichen, aufzunehmen.
Eine allgemeine Kenntnis der verschiedenen Vor¬
richtungen und ihrer Funktionen, wie wir sie hiermit er¬
worben haben, ist zum guten Gelingen der Aufnahmen
indessen allein nicht ausreichend. Es gehört einige Erfahrung
dazu, wenn man in j«dem Falle das Richtige treffen still.
Zwar wird es häufig Vorkommen, dass d»*r Anfänger nach
ein paar Probebeüchtungen — oder vielleicht auch ohne
solche — einwandfreie Aufnahmen fertig bringt; aber das
Gefühl der Zufriedenheit mit seinen Leistungen ist dann
gewöhnlich nicht von langer Dauer. Auf einmal will di
Geschichte nicht mehr: da ist ein Film flau (offenbar
unterbelichtet), der nächste zeigt verschwommene Stellet
usw. — überall gibt ’s Fehler. Woran liegt das ? Funktioniert
No. 15)8.
Der Kinematograph
Düsseldorf.
der Apparat nicht mehr <*lcr taugen die Filius nicht?
Nein, (las ist es nicht: U*i d*n ersten Aufnahmen waren
jedenfalls die Umstände günstig, liv*sonders die Hek*uchtung
war gut; jetzo kommen einmal schwierigere Verhältnisse
und da fehlt die Kefahrung, die vor Misserfolgen schützt.
Wenn man allerdings diese Erfahrungen lediglich durch
fehk*rhafte Aufnahmen nach und nach erwerben könnte,
so gäbe das ein teures Lehrgeld ein gut Tt il der Erfahrungs¬
sätze ist zu gewinnen durch theoretische l'eberlegungen
und durch Beobachtungen, die man ein für allemal mittels
einfacher Versuche anstellt. Wie man dazu verfährt und
welche Ros ultute die Berechn ungen geben, darüber im
nächsten Abschnitt.
Amerikana.
XIV.
Ein Schlaf ins kalte Waaeer. — Di« alle Tante r>-*t sich wieder. — Trust
veraua Trust. — Haust du meinen Hauer, hau ich deinen Hauer. — Am
(Solde haust, nach (Solde dlaugt jK-h alle». — Ein Unglück.
Xu kann s ja Umgehen. Die Ml’Pt'o. hat so lange nichts
von sieh hören lassen, dass alk* dachten, sie sei so tot wie
die berüchtigte Katze mit den neun Loben. Die Folge
davon war. dass ..unabhängige" Fabrikanten wie Pilze
aus der Erde schossen und blühen und gedeihen, wie die
achtzehn Kinder eines russischen Einwanderers.
Wie ich in einem meiner früheren Artikel sagte, war
es höchste Zeit für die ..Mutter des Gedankens" etwas zu
tun, wollte sie ihr Renommee, das schon etwas anrüchig
wurde, nicht ganz cinbüssen. Bekanntlich wurde der Prozess
gegen Laemmle, in dem die MPPCo. verlangte, dass Laemmle
seine Kameras herbringe, um zu zeigen, ob er sieh keiner
Patent Verletzung schuldig mache, abgewiesen. Laemmle
habe nicht nötig, seine Kameras zu zeigen. Wenn die MPPCo.
nicht beweisen könne, dass er sieh einer Patentver¬
letzung schuldig mache, könne sie — die MPPCo. — auch
auf kein Urteil rechnen. Laemmle brauche das Geheimnis*
seiner Fabrikation auf eine einfache Denunziation hin nicht
preisgeben.
Das Resultat dieser Entscheidung war. dass alle
Kameras sorgfältig vor unbefugten Augen bewahrt wurden
und so weiss die MPPCo. heute nicht mehr als zuvor. Da
sie indes etwas tun muss, um nicht zu viele ihrer Tribut
zahlenden Kunden zu verlieren, so hat sie neuerdings eine
Klage angestrengt, diesmal gegen die Champion Film
Company, wiederum allerdings „im Glaube n. dass
diese sieh einer Patent Verletzung sehuldig mache" und
stellte den Antrag, dass Beklagte ihre Kameras vor Gericht
bringen sollten. Natürlich wird dieser Antrag wie der frühere
abgewiesen werden und so erfreuen sich die Independente
der Früchte ihrer Arbeit, bis einmal ein ungetreuer Arbeiter
siel; eines Diebstahls einer Kamera sehuldig macht. Doch
selbst in diesem Falle wird es der MPPCo. nichts nützen,
denn einem Diebe schenkt ein Gerichtshof per se keinen
Glauben.
Ergo: es leben die Unabhängigen.
Dem Trust gehören die folgenden Firmen an, welche
zusammen 22 Films per Woche auf den Markt bringen:
Edison 2; Selig 2; Biograph 3: Pathe3; Vitagraph 3;
Kulem 2; Lubin 2: Kssanay 2; Gaumont 2; Urban 1
Dem unabhängigen Trust gehören an: Bison 2;
Thanhouser 2: Yankee 1 : I>raiuagraph 1; Imp 2; Powers 1;
Defender 1; Champion 1 ; Ambrosio 1; Itala 1; Great
Northern 1; Cines 1; Eclair 1; Lux 1.
Dazu kommen seit 1. Oktober die Reliance Films der
Carlton Motion Picture Laboratories, und andere Fabrikanten
werden sich in kurzem anschliessen.
Seitdem das Publikum Vertrauen in die unabhängige
Sache gewonnen, hat auch das Kapital sich der Indepen¬
dente angenommen und deren Koffer sind voll des allge¬
waltigen Goldes. Die besten Schauspieler. Schauspiel
innen, Photographen und andere Arbeiter werden den
Trustmitgliedem wegengagiert und arbeiten für die
Independente. Und da ein Abkommen zwischen den Tru-t ■
mitglicdem besteht, keine oder keinen zu engagieren, die
ihre Stellung verlassen, entlassen wurden oder für Unab¬
hängige arbeiteten, so sind die Positionen der Wegeng
gierten ziemlich sicher.
Ein unglücklicher Unfall hat sich in der Patheschi i
Fabrik in Bound Brook, X. J. zugetragen. Daselbst ent¬
stand Feuer im Vorratsraum, bei dem zwei Angestellte:
Louis Strief und Friedrich \Y. Miller, ums Leben kam«
Dr. Bert h old A. Baer
Philadelphia, Pa.
Oer Kinematograph als Volksbildner
Kaum je hat eine Erfindung in so kurzer Zeit eine •<
hohe Vollendung erreicht, wie die Photographie. Die
Medizin, die Astronomie, die Kriegskunst, das Unterricht--
w esen die Gei echt igkeitspf lege usw. benutze n die Photo¬
graphie praktisch in .'grossem Masstabe.
Ihireli die Erfindung der Trockenplatte ist es gelungen,
die Beleuchtungszeit auf Bruchteile einer Sekunde hei. •-
zusetzen ind bewegte Gegenstände aufzunehmen. Um
lebende Darstellungen in grossem Masstabe zu ermöglich' n.
konstruierte man einen Projektionsapparat, den n>.
Kinematograph nannte.
Wir sind heute, kaum 10O .lahre nach der Erfindung
der Photographie, in der Lage, sogar dem Auge Unsid i-
bares, wie die kleinen Sterne, die scllist im besten Fenn -r
nicht zu erkennen sind, die kleinsten Lebewesen, wie Bak¬
terien, die unsichtbaren, von Geschossen verursacht -a
Luftwirbel und dergleichen im Bilde festzuhalten.
Mit dem Kinematographcn vermögen wir Szenen \'*n
längerer Dauer wiederzugeben und den Eindruck der Be¬
wegung hervorzurufen.
Doch ist der Kinematograph nicht nur ein Appa ><■
der bestimmt ist, dem Publikum bewegte Szenen vot/.ii-
führen, sondern er dient auch wissenschaftlichen Zweck n
Er kann zu chronologischen Aufnahmen, zur Aufnai me
von Sprengstoffen, zur Analyse von Bewegungsvorgänp n■
zum Studium von physiologischen Bewegungen usw. Ih-
nutzt werden.
Der Kinematograph ist demnach mit Recht eine der
epochemachendsten Erfindungen der Neuzeit, die geeignet
sind, innerhalb gewisser Begrenzungen ganz neue Ent-
wiclüungsmöglichkeiten z i schaffen. Wie aus de*
oben angeführten ersichtlich, ist er aber auch ein ganz
hervorragendes Volksbildungsmil »el, wenn nur dessen B*"
deutung und Tragweite nach dieser Richtung hin seitens
der berufenen Organe, des Staates und sonstiger Körper¬
schaften, anerkannt und dementsprechend gew ürdigt -ein
wird. Leider aber pflegen diese berufenen öffentlichen
Organe sowie die Ocffontlichkeit im allgemeinen, sich ">'*
derartigen ausgezeichneten Kulturmitteln nur oberflachlieh
zu beschäftigen, um sie dann gedankenlos in der Versenk'U¥
zu vergraben. Und indem man fieberhaft nach allen mög¬
lichen Volksbildungsmitteln Umschau hält, ohnni." ht«g
der Schund- und Schmutzliteratur mit polizeilichen Mitteln
zu Leibe rückt und der zunehmenden Demoralisierung
Volksmassen mit Poüzeigewalt Einhalt gebieten mochte,
versehliesst man sich gegen alle Neuerungen und gellt- an
den wirklichen Bildungsmitteln acht- und gedankenlos
vorüber und verschuldet durch die Gleichgültigkeit <1*^
dieses Bildungsmittel selbst, bar jeder Fürsorge und **•
sich selbst angewiesen, verkümmern oder auf Abweg*
geraten muss, wenn es nur notdürftig sein Leben fristen
will.
Daraus ist es auch zu erklären, wenn der Kineniate'
graph von heute durch die Nichtachtung darauf angew iesen
Der Kinematngraph — Düsseldorf.
No. 19H
Siograph-Films
fj Erstkl.. artistische Leitung In Photographie u. Darstellung unübertroffen. ■
{Jeder Biograph-Film ein Schlager |j
" überzeugen Sie sieh davon, wir pflegen keine Massenfabrikation, jedes Bild ein Meisterwerk. ■ " [
■ Es erscheinen am: ■
I Lange "
■ 15. Oktober: Tagewerk eines Schmarotzers (humoristisch) is. j
; 22. Oktober: Ein Ehrenmann (seriös) 145 tn ■
! 29. Oktober : Die romantische Insel Rügen (sehr schönt- Naturaufnahme) 108 ni
• 29. Oktober: Salomonische Weisheit (1 im< trist isch) 158 m. £ I
: 5. November: Du sollst Vater und Mutter ehren _>i„m. ■
IS R November: Schmugglerieben u»™*»«)' Hierzu Bunwruck-piakat i:« m .
19. November: Die grösste Fähre Deutschlands (Naturaufnakn'.c) 102 m. " I
19. November: Meyer lernt photographieren «humoristisch) i..-,
26. November: Der alte Leuchtturmwächter. Hierzu BunMrackplakat 185 in. ]
TONBILDER,
: wöchentlich Neuheiten. :
Deutsche Mutoskop- u. Biograph-Ges. m. b. H.
ÄÄ Berlin W. 8, Friedridislr. 187-88. 22 ST
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Fordern Sie sofort O,feite!
No. 198.
Der Kinematograph — Düsseldorf.
wurde, zum Teil nur der Sensationslust zu dienen und
dadurch in einen üblen Ruf zu kommen. Eine weitere böse
Folge ist die, dass dieser üble Huf sich, wie das zu sein
pflegt, gedankenlos weiter fortpflanzt, bis schliesslich der
intellektuelle Teil der Menschheit, der berufen sein soll
allen hervorragenden neuzeitlichen Errungenschaften den
Weg zu ebnen, sich davon abv-endet, ohne es nur einer
Kritik zu würdigen und urteilt dann nur aus der Gewohn¬
heitsperspektive.
Soll also der Kinematograp i das erreichen, wozu er
als Volksbildner berufen ist, dann ist es unbedingt erforder¬
lich, dass der Staat, die Schulbehörden und sonstigen
Korporationen eine Verpflichtung nach dieser Richtung
hin anerkennen und ihn im Dienste des Anschauungs¬
unterrichts für weitere Volkskreise nutzbar machen. Wir
können nicht ohne weiteres ver angen, dass ein Privat¬
unternehmer, der den Kinematographen als Erwerbs¬
quelle benutzt, ohne Rücksicht a.if die finanziellen Erfolge
seines Unternehmens nur auf Films belehrenden und
bildenden Charakters Bedacht nimmt. Anders wäre es,
wenn man diesem Unternehmer seitens der Gemeinde
oder sonstigen städtischen Körperschaften, die über einen
grossen Einfluss auf einen grossen Teil des Volkskörpers
verfügen, Unterstützung angedeihen Hesse; er würde dann
gern auf Scnsationsfilms verzichten und mit Vergnügen
solche veredelnden Charakters verwenden. Ich bin über¬
zeugt, dass man schon nach wenigen Probe Vorführungen
mit dem Erfolg allers-its befriedigt sein würde. Der Unter¬
nehmer könnte dann auch die Wahl der Films getrost den
interessierten Korporationen überlassen, die wieder ihrer¬
seits, auf ihren Personenkreis Rücksicht nehmend, solche
den verschiedensten Wissensgebieten entnehmen könnten.
Was könnte nicht z. B. tuf diese Weise innerhalb der
verschiedenen Berufsorganisationen fruchtbringend ge¬
leistet werden, die doch letzten Endes die Mehrheit des
Publikums darstellen!
Soll also der Kinematograph als Volksbilder seine
segensreiche Tätigkeit erfüllen, so wäre damit innerhalb
der Berufsorganisationen der Anfang zu machen. Damit
würde man den Kinematographen einem Volksteil vertraut
machen, der die Macht der Kulturentwickelung in Händen
hat und dann wäre es weiter nur ein Schritt, um den Kinc-
matographen auch für den Unterricht auf den Volksschulen
und den höheren Lehranstalten zu benutzen. Dass die
Berufsorganisationen von selbst die Initiative ergreifen
werden, ist nach Lage der Sache kaum anzunehmen. Die
einleitenden Schritte in dieser Hinsicht bleiben daher der
Kinematographcnindustrie und dem Handel Vorbehalten,
die, wenn auch zunächst ohne Aussicht auf grossem finan¬
ziellen Erfolg, das ideale Ziel voraus teilen und den Boden
für eine gmaszügige Organisation von Vortragszyklen mit
Hilfe ik-r interessierten Organisationen vorbereiten müssten.
Auch die Lokalfrage. deren Lösung auf den ersten
Blick schwierig erscheint, dürfte leichter zu regeln sein als
wie man annimmt. Allerdings dürften solche Notquartiere
wie die, in denen die kinematographischen Theater z. Zt.
häufig untergebracht sind, ausgeschlossen sein. Es sind
ja jetzt bereit« in fast allen grösseren Städten derartige
Theater mit mehr oder weniger Erfolg tätig.
ln alk-n grösseren Städten gibt es dagegen neben
einem ständigen Theater oder Musikgebäude, die der
städtischen Regie unterstellt sind, in denen die kinemato¬
graphischen Vorführungen ausgezeichnet angegliedert
werden könnten auch noch andere vornehme Eta¬
blissements, die ausschUessUch gesellschaftlichen Zwecken
dienen und die sich ebenfalls zu diesem Zwecke vorteil¬
haft verwenden Hessen. Dies gilt ganz besonders für die
Orte, wo ein eigenes grösseres Gebäude aus finanziellen
Gründen nicht zu beschaffen wäre.
Soll also der Kinematograph bildenden und beleh¬
renden Zwecken dienen, dann muss auch vornehmlich der
Ort wo derartige Vorträge stattzufinden haben, dem
ganzen MiUeu in harmonischer und w ürdiger Weise ang
passt, sein uni auch nach aussen hin einen vornehmen Ein¬
druck zu erzielen.
Das ist meines Erachtens die Vorbedingung, soll d. -
Prestige des jetzt schon so arg profanierten Volksbüdnc!-
gehoben und wieder zu Ehren gebracht werden.
Zuletzt noch in wenigen Worten zur Verwendung d< -
Kinematographen im Unterrichtswesen der Volksschul. u
und höheren Lehranstalten:
Es ist wirkUck jammerschade, dass die Schulbehörd-
m*ch nicht darauf gekommen ist, diese« ausgezeichn«
Unterrichtsmittel in grossem Masstabe zu benutzen. Weid
prächtigen Erfolge könnten da nicht in der Unterricht
methode erzielt werden, wenn man den Schülern, anstatt
die jetzt so trockenen Abhandlungen aus Büchern dun i
schematischen Drill zu verleiden, all’ die Herrlichkeit, u
der Natur, des Universums, der Technik und der erforsch,
den Wissenschaft in lebenden Bildern vorführen würd '
Auch hier muss der erste Schritt seitens der Kin
matographenindustrie getan werden und ich glaube, da¬
bei einiger Opferfreudigkeit und ernstem Bemühen d. r
Erfolg nicht ausbleiben würde.
Nirgeiuls so wie hier wären die Bemühungen cb -
Schweisses der Edlen wert. Mag auch der finanzielle Erf. :
anfangs ausbleiben, er wird dann einmal um so herrlich.
Früchte tragen. Nikolaus Joniak.
Kinematographentheater und Filmabsatz
in Siam.
(Eigener Bericht aus Bangkok).
Wer da glaubt, dass Siam, dieses selbständige asiati- G-
Königreich, das den südlichen Teil der hinterindisi1 n
Halbinsel einnimmt, dieses Land der weissen Elefanten
und der buddhistischen GemütsreUgion, in Bezug auf
europäische bezw. europäisch geartete und auf europä¬
ischer Höhe stehende Vergnügung«-Etablissements hin''"
der Kultur zurückgeblieben sei. der wird sich gleich ;.m
ersten Tage seines Hierseins, besonders seines Aufenthalte
in der schönen Hauptstadt Bangkok, eines andern belehren
lassen müssen. Ebenso wie auf den meisten ander« n
Gebieten europäischer Kultur, in Wissenschaft und Handel,
Landwirtschaft und Industrie, Militärwesen und öffent¬
lichen Einrichtungen, Siam unter den Ländern des fernen
Ostens zwar nicht positiv das am weitesten vorgeschritten.',
aber das weitest vorgeschrittene ist in Anbetra« li'
seiner Grösse und des erst wenige Jahrzehnte aurück-
liegenden Beginnes seiner Berührung mit Europa, so auch
auf dem Geluete europäisch* - !' Vergnügungen. Und da-
Kinematographentheater im ganz besonderen ist es. das
hier gegenwärtig geradezu Triumphe feiert , und zwar nicht
nur durch den Besuch der hier lebenden Europäer,
sondern vor allem durch das ungemein lebhafte Inter. - **'
das ihm die eingeborenen Siamesen «Btgegen-
bringen. Vergleicht man damit, was am nächsten liegt,
britisch-indische Verhältnisse, so muss man »
der Tat im allerhöchsten Grade überrascht sein; den»
trotz der jahrhundertelangen engüschen Kultivierung*’
Bestrebungen in Indien steht die grosse Masse der Indier
seien «'s Hindus oder Moslams in Bezug auf Vergnügung*’
Begriffe noch auf ganz vertiertem Standpunkt, indem s* e
wirkliches Vergnügen nur bei ihren nationalen. < lber '
nen, sinnlosen, geradezu indianerhaften Schaustellungen
empfinden, für kinematographischc Vorführungen
sobald dieselben nur irgendwie aus ihrem stuiupj'
sinnigen Gesichts- und Gedankenkreis heraustreten, m cl *
das geringste Verständnis und Interesse zu erschwinge 11
imstande sind. Insofern ist der Kinematograph «ler beste
Gradmesser für den Bildungs- und Kulturstand eine»
Der Klnematograph — Dflsseldorf.
tgnchron-
zur Vorführung von Tonbildern
Neukonstruktion - Modell Z. M. (3.
anerkannt erstklassiges Fabrikat. —
Dauernd absolut genaue Uebereinstimmung.
Einfache Bedienung, o Weitgehendste Garantie, o Leichte Regulierung.
No. 198.
Der Klnematograph — Düsseldorf.
Volkes. Die Indier, die für Kinotheater nichts übrig haben,
sind, trotz ihrer vielgerühmten Zugehörigkeit zur indo¬
germanischen Völkerfamilie, in der grossen allgemeinen
Masse einfach Wilde; die Siamesen alter, die ein solch
hohes Interesse für kineiuntographischc Vorführungen
auserlesener und durchaus auch com europäischen Ge¬
schmack zusagender Films bekunden, sind weit bildungs¬
fähiger, gebildeter und feiner geartet, als die Indier.
Aus dem Gesagten geht bereits hervor, dass die Kine-
matographentheater in Siam in dem. was sie bieten, so
vollendet sind, dass sie ebenso gut wie in Bangkok auch
in Berlin. Wien, London oder irgend e ner europäischen
Hauptstadt sich behaupten könnten. Die vier wichtigsten
Kinotheater Bangkoks sind Hatana j (.'inematograph,
Phathanakorn (.'inematograph, Krung Thep Cinematograph
und The Royal Japanese ('inematograph. Alk' vier wett¬
eifern darin miteinander, dass sie ungemein häufig, durch¬
schnittlich zweimal in der Woche, ein ganz neues Programm
bringen und zu diesem Zweck beständig neue Films
aus Kuropa beziehen, die sich an die Zeitereignisse an-
schliessen. Zum Beispiel wurde neulich das Leichen-Bc-
gänguis König Eduards vorgeführt, ungefähr einen Monat
nachdem es stattgetunden hatte. Eine grössere Schnellig¬
keit kann man nicht verlangen. Die entsprechenden Films
müssen seitens des betreffenden hiesigen Etablissements
sofort in London telegraphisch !>estcllt worden sein, als
hier der Tod des Königs bekannt wurde. Aohnlich erging
es seiner Zeit mit der Wiedergabe des Aetna-Ausbruchs.
Im übrigen bringen die hiesigen Kinothoater auch weiter
zurückliegende Ereignisst'. Zum Beispiel macht gegen¬
wärtig die Vorführung von Szenen aus dom japanisch-
russischen Krieg viel von sich reden, und das betreffende
Theater, der Phathanakorn ('inematograph. wirdum dieser
Kriegsvorführungen willen von den Eingeborenen fast
ülterlaufen. Andererseits al»er bekunden die Siamesen
auch viel Interesse für landschaftliche Bilder, etwa
aus der Alpenwelt, und für Vorführungen, die das Gemüt
und das ästhetische, natur'iebende Empfinden ansprechen.
Ich denke, diese Mitteilungen genügen um deutschen
Filinfabrikanten zu zeigen, welcher Art Films sie an die
hiesigen Etablissements anbk'teu können. Haupthedingung
ist immer Neues und Modernes, und es wäre der grösste
Kehler, zu glauben, dass die Siamesen sich für alte, in
Europa längst abgedroschene Films begeistern könnten,
l'uter den nach hi« r anzubietencb'ii Filius könnten auch
z. B. deutsche Manöverbilder, sowohl aus »len Land- wie
Seemanövem sieh befinden. Die siamesische Armee und
Marine ist ganz vorzüglich und fand «>rst Kürzlich die höchste
Anerkennung des Herzogs Johann All recht. d«*r während
s ines Besuches beim König von Siam den siamesischen
Manövern beiwohnte. Auf «bis L«»b aus dem Munde eines
d«‘utscheu Fürsten sinti tlic Siamesen s«'hr stolz; denn sic
wissen wohl, auf welcher Höhe «lie d»>uts«'h«' Land- und
Seemacht steht. Durch ihren König, der wiederh«»lt Deutsch¬
land besucht hat und deutschfreundlich ist. haben auch
s«'ii»e Untertanen für Deutschland Bewunderung. s«> «lass
anzutx'hmen ist. «lass deutsche Manöverbilder und sonstige
s|N'zifiseh deutsche Vorführungen (Z«*p)>clin!) sehr gefallen
würden.
Es ist liedaticrlich, dass hei dem grossen Films ver¬
brauch Siams Deuts«-hland noch gar k- -in Geschäft damit
nach hi«-r macht, was zweif«>llos nur auf Unkenntnis d«>r in
Frage komnu'iidon deutschen Interessenten mit den sia-
mcsisclu-n Verhältnis* -n zurückzuführcii ist. Darum
s«>llen diese Mitteilungen aufklärend wirkcu untl deutsche
Iut«‘ressenten veranlassen, mit den hiesigen Kinotheatem
in Geschäftsverbindung zu treten. Die Adresse ist einfach:
Bangkok (Siam). Natürlich müssen Angcb«>te in eng¬
lischer Sprache, der allgt'ineiium Handelssprache d«'s
fernen Orients, gemacht werden. B. K.
I Aus der Praxis
CSSSlIi
Berlin. Unter «lein Namen L i c li t s p i «> I - T h e a t e r. In
vulidenstr. 1 ln. hat der langjährig« üeschäftsleiter. von grösseren
Theatern gleicher Art h««r bekannt, Hermann Pingel. ein vor
nehme« Kinematograph-Theater eröffnet. Etwa 550 Sitzplätze
befinden sieh in den« geschmackvoll und solide ausgestat .
Saal. Aus «lein rnichhait igen Programm li«'ben wir hervor: l>er
Hochmut. Kunstfilui; Durch die Kiagge gerettet und Das Ge¬
heimnis d«*r Scufzerbrüt kn.
Berlin. l'eh«<r die Kentablität der „Kientöppe“ in der Reichs
hauptstadt weiss die Fachzeitschrift ..Ihr Konfektionär“ folgendes
zu berichten: ..Die Ki lotheater wachsen in Berlin aus der Krde.
Täglich werden n«>ue eröffnet, grosse mtd klein«', vornehme «usl
weniger vorm'htiie. Das hat »brr auch seinen CJrtrnd. Die Kino
tlieater werfen einen vorzügliche«! <Sewitm ab. sowohl für kleine
wie für gross«' l'ntcmeluner. Wir wissen von einer Kinothi'atcr
t iesellsehaft. die mit einem Kapital von 700 000 Mk. gegründet
wurde und schon itu erst«'ii Jahre einen K«'ing«'winn von mehr al
HINitMN) Mk. erzielt liat. Es war^also in einem Jahn- nicht nur «In
ganze Aktienkapital verdient worden, sondern noch ein Ui'berschu*
von mehr als looiMN) Mk." — Nach unseren Informationen ist der
Reingewinn der Berliner Kinentatograpbentlu'att'r infolge «1er
grossen Konkurrenz, der hohen Mieten mul der Unkosten, sowie der
teuren Ausstattung lange nicht so bedeutend, wie gemein igliil
angeiH'imnen wird. FreUich, Ih-rlin hat bosonders in l«'tzt«'r Zeit
eine ganze Iteilie hocheleganter Kinotheater entstehen sehen, i»
denen sogar ein gewisser Toilettenzwang herrscht un«l die Eintritt -
I »reise den besten Ojs-rn- und Scliauspicltheatcru gleichkonmn n
Jurch den Besuch «t«'s Kronprinzen paatos ist kürzlich sogar <ia
1.ichtspieltheater hoffähig geworden. Man geht noch weiter: Bisher
war «lie Bezeichnung „Premäro“ für Kincmatographen noch nicle
üblich. Das Kmpiretheater hat damit den Anfang gemacht. K-
will dadurch di« Saluufähigkcit seiner Vorführungen kennzeichn
Und nicht mit Unrecht: Ausstattung, galonierto Diener. Mu-i
und auch die Bildt'r s«'lbst — alk's wird einem verwöhnten Publikun
giTi'eht. das sogar di«' Düfte einer Parfümspritze einatnu'ii dan
Alles in allem: 1 »er Siegeslauf de» Kineinat igraplu'tt ist üi uitaut
lialtsamt'in Steigen b«>gril'f«'n — ihm gehört «lie Welt!
Königsberg I. I*r. Am 30. St ptciuhcr wurde hier ein cL- •
für d«'ti Zweck erbautes Lichtspiel haus, das den Tu•
Palast-Theater führt, eingeweiht. Diese «1er Kü.enmt
graphi«' geweihte Statt«' macht einen vornehmen Eindruck, oho-
zu übertreiben. Zu eitu'tn kleinen Foyer kommt man durch schwor-
trotzdem leicht Itcwegliche Tür«'n. Eine Le«lerta|M'te ist üi ang-
n«'htu dunklem Ton gehalten, neben «len kleinen Bogen, in «len-
sielt die (larderobcn («'finden (Dunien- unil Herrengardert'lie -
sondert). hängen ein Paar Goldspiegt'l. Dunkelrote Portier,
eine einfache Decke mit kostbaren Leuchtkörpem machen ein. t
angcnt'hm wirkenden Eindruck. Durch die Portieren tritt man
«len Saal, der ziemlich lang ist, aller trotzdem nicht langweilig wirkt.
Di« Wände sind nicht ta|>ezicrt sondern dtuikelgrim beapaun’.
«lie oberen Wände und Deck«' sind weiss gehalten, die Stühle !>r>.
mit brauner Lederpolstt'rung versehen. Die Leinwand, an «ler >1 -
Bilder erscheinen, ist mit einer dunklen Borte umfasst. Mehr. >
kristallene Leuchtkörper an «ler Ihs-ke untl «l«<n Wänden erleucht' t-
den Saal. Bei Beginn «ler Vorführung erlöschen die Leuchtkön
ganz «lunkel wird es aller trotzilem ■ icht. dt'tut am Kusse «ler Wand
bt'liehtungi'ii erglüht'tt mattmte Lichter. di«' ein duukelrot -
DämmerlH-lit geben. I>a zu 8 1 ^ Uhr d«>r Beginn «l«>r Vorführun. >
angesagt war. füllten sieh «lie Käuine baltl nach 8 Uhr. Neben \ i
tret«Ti« von B«-Iiörd«'n war«*n aueb «li«' Direktoren mehrerer llöh.T. o
Schulen erscltienen. selbst verständlich auch Mitglieder d«'r Pr.--
Vor Beginn «ler Vorstellung wttrtle von einer Ka|>elle ein kl-i -
Mnsikprogriiimii geboten. Daun wurde das Premierenpmgr»'
vorgefulirt. «las ebenso reiehlialtig wie amüsant war. B«-i j« d.r
Darbietung zeigte sieh, dass überall die Hand «h-s Künstler» ■
Arrangement getroffen, «lass Künstler «lie IMrsteller waren. «I*-*
die Leiter mit gutem (üsselmtaek |«*raonlich die Bikier in Berlin
wählten. Mclirere St undt'it lang zog«-!« Biklt'r von neuen Fihn> 1:1
«uis -rett Augen vorüber. Nur ab und zu war ein Zellusost'stäub. ' ■»
liaften geblieben. um «laun als Flituint'rn mit einigen Gefahr'- n
über das BiUI zu zucken. Im allgt'iueinen boten'die Bild«*r auch m
«lies« r Hinsü-bt Vollkommen«-»«. An «Ion Anfang «ler Darbietun-' 11
hatt•- inan Szenen aus dem L«'b«'ii des.Kaisers gestellt. Auf der « ll, ' )
jährigen Nortllandreise sah man ihn mit dem nuidtichcn K..i -»l
Mohr in lebhafter, offenbar amüsanter Unterhaltung untl ün Man.. «*
bei Elbing mit seiner glänzenden Suite in «len manigfachs«<-n sttu-
at ioneil: f«*rn*'r in Wien ztisamnieu mit Kaiser Franz Jitsef. Bim"'
Bilder aus dem „Krieg im Fried««»“ üi scharfen Aufnahmen-
Pioniere beim Brückenbau, feuernde Mas«-hinettgew«.hre. die kai-«’ r
liebe Küche, «ler Aufstieg d«»* Militärluftschiffen. verv«illstän«h-" "
diesen Teil th-s Programms. Es folgten viele groteske Humor.-ke».
Bilder aus dem Tierleben aus fremden Erdteilen, auch aus «*7
Geschichte. Ganz hervorragend schön war ein getönter Film *“
«lein Auszug d. r Kütder Israel aus Aegypten. d«'r völlig flimitwr**'
zur VorfiUirung kam. Wältrend der Pause boten die Inhalier de»
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Im Februar dieses Jahres haben wir unser Film-
Yerleih-Institut ohne einen Kunden begründet, .-in
schweres Unterfangen in schwerer Zeit, nur geleitet
von dem Grundsatz
streng reell, prompt u. kulant
zu sein.
Heute marschieren wir an der Spitze. Wir zählen
eine stattliche Anzahl von Kunden und jeder Kunde
bedeutet für uns eine Referenz.
Nur einem solchen Institute
kann sich der Theaterbesitzer ohne Sorge für die Zu¬
kunft an vertrauen.
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eigensten Interesse an das 4915
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Leutnant Brinken und die aufständischen Neger etc. etc.
gchilfen zu machen. Er weis«, dass <* dpssrn Leidenschaft ist,
zu jagen, und er eilt mit Meiner jungen Krau in die Hütte de« frühem
Todfeindes, uni ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen und ihn
gleichzeitig zu rehabilitieren. Doch wieder zeigt sich die störrische
trotzige Natur des früheren Knaben. Kr^weigert sich, ihm die Hand
zu reichen, und erst auf das innige Bitten seiner Krau und der Krau
des Försters versöhnt er sich. Sein Wunsch ist erfüllt ; er darf jagen,
ohne das Gesetz zu verletzen, nunmehr in de» Königs Kock. Die
wunderliare Photographie dieser kinematograpliisehen Schöpfung,
die herrlichen Waldszriierien und die »upeneure Regie machen
diesen Film zu einer Attraktion allerersten Hanges.
* * *
Erlipse. Bornhol m. Rauschend und brausend sing t^ das
Meer »ein ewiges Lied an den zerklüfteten Felsen von Bomholm.
Hoehauf spritzen die weissenWogenkämme, ärgerlich, das» ihr Lauf
durch die vielen Klippen und Felsblöcke gehemmt wird. Aber auch
Polizeiliches Einschreiten gegen den Itesitzer eines Kinemut"-
graphentheaters zum Zwecke der Erreichung genügender Feuer-
Sicherheit. Nach einer Entscheidung de» proussisehen Oben er-
waltungBgericht» vom 25. Juni 1909 (abgedr. in Pr. Verwalt.-Bist'
XXXI, S. 329) ist die Polizeibehörde nicht verpflichtet, ihrerseits
zu ermitteln, welche verschiedenen baulichen und technischen Vor¬
kehrungen zur Erreichung des erstrebten Zweckes in Frage kommen
könnten und au» ihnen die den Pflichtigen am wenigsten belastenden
auszuwählen. Aus der »ehr umfangreichen Entscheidung sei lei¬
gendes hervorgehoben. Dem Besitzer eines Kinematograplo n-
theaters war u. a. aufgegeben worden, 1. den Apparatenraum um
50 cm nach vom zu rücken, nach unten feuerfest abzuschlies-eii
und den Ausgang des Raumes durch einen neutralen Kaum feuer¬
sicher vom Zuschauerraum zu trenn-»u, 2. für ein Schiiessen der
Licht Öffnungen im Apparatenraum Klap|>cn anzubringen, die gl< •»
zeitig von zwei Stellen aus, von welcher die eine sich im Zuschauer-
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W«*ltaii!»tellung Tokio 1917. Die Vorbereitungsarbeiten für
die von 1912 auf da* Jahr 1917 verschobene „Grosse japanischo
Ausstellung“, die den Charakter einer Weltausstellung tragen soll,
haben sich zwar infolge der Vertagung entsprechend verlangsamt,
jedoch hält, wie der „Ständigen Ausstellungskommission für die
Deutsche Industrie“ von zuverlässiger Seite berichtet wird, die
japanische Regierung an dem Ausstellungsplan nach wie vor fest.
Das ergibt sich nicht nur aus der fortdauernden Amtierung des
Ausstellungskoinitees. sondern auch daraus, dass die japanischen
Budgets regelmässig und so auch im laufenden Jahre einen Aus¬
gabeposten für die Vorarbeiten vorsehen. Nach der derzeitigen
Lage der Dinge ist daher anzunehmen, dass die Ausstellung im Jahre
1917 bestimmt statt finden wird. Auch sind bereits der General¬
komm issar Wada Hikojiro und die Kommissare Okamoto Eitaro.
Vainawaki Haruki und Beppu Ushitaro — wie* der japanische
Staatsanzeiger gemeldet liat — im amtlichen Aufträge nach Deutsch¬
land, Italien und Belgien entsandt.
gegenüber anderen zweifelhaften Erholungen die lieate Gelegen 'h »•
ln Berlm existieren heute rund 180 Kinotheater, die etwa 6 Fannlien-
häuptern ein ausreichend Brot verschaffen. Sollen diese dem l<" m
preisgegehen werden ? Soll eine junge, aufstrebende Industrie,
die nur durch das Bestehen der Kinotheater existenzmöglich
dem Verfall preisgegeben werden ?
Berlin hat durcn die Kinomatographcntheater ein ganz and'
Aussehen erhalten, da allabendlich in jedem Theater dureliscluu» •
lieh 450 Personen das lebende Bild auf sich einwirken lassen. «na
in diesen Belehrung und eine kulturfördernde Unterhaltung finden.
Wo sollen diese 7—800 000 Menschen hin ? Die Behörden keinen
den Wert der Kinematograplien gar nicht und werden durch un¬
günstige Keferate in den Zeitungen zu allerlei ungerechten Vcroru-
nungen und Bedrückungen getrieben. Man sollte doch anerkenne •
dass das Volk sich so harmlosen und dabei lehrreichen Vergnügung*
hingibt, die inan statt unterdrücken ..subventionieren“
Die Erfmdung der Kinematographie sei mind«*stens der Buchdrucker-
kimst gleichzustellen, denn die erstem rede eine deutlichere 8pr»*’
als diese. Daher fort mit solcher der Kultur feindlichen ^
Wir müssen zu einem Selbstboykott greifen, müssen mal B 1 “v
unsere Theater scldiessen, dann würden erst den Behörde»!.
Augen aufgehen, was sie mit ihrer Kurzsichtigkeit anricht en w '°‘ .
Wir haben schon so zahllose Bedrückungen, dass wir endlich cinu
Ruhe haben wollen. Zu diesen zähle auch das Kinderver
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Es ist unglaublich, was hierdurch für Folgen, gezeitigt Jirerden.
Ein Bild da» nach 9 Uhr unsittlich wirken soll, wahrend es vor 9 Uhr
anstandslos pausieren kann, gibt es gar, nicht. I Aber, alle diese
Verfügungen sind darauf zurückzufühn n. dass ein Teil der Presse
gegen uns hetzt, während diese das Volk noch mit schlimmeren
Dingen versorgt.
Wir haben eine Resolution gegen diese Steuer ausgearbeitet,
nehmen sie dieselbe an und protestieren sie einmütig dagegen,
dass man uns und Tausende von Bürgern ruinieren will. (Anhal¬
tender Beifall.,
Herr Pritzkow stellt diese, die folgenden Wortlaut hat,
zur Debatte: ;g>
Die heute un grossen Saale les Musiker-Vereinshauses
ausserst stark besuchte Versammlung der gesamten Interessenten
der Kinobranche, bestehend aus F.lmfabrikanten, Verleihern
und Theatcrbesitzcm mit ihren Angestellten, protestieren auf
da» entschiedenste gegen jede geplante Lustbarkeitssteuer,
da dieselbe nicht nur die Erdrosselung sämtlicher Kino-lndu-
striellen bedeutet, sondern auch gleichzeitig in Rücksicht auf
den hohen moralischen und kulturo len Wert der Erfindung
der Kinematographie, durch dies«- ungerechteste behördliche
Massnahme, nicht nur die gedeihliche geistige Entwicklung
seiner Bürger hindert, sondern dire< untergräbt. g
Herr E n g e I k e sieht in der Lustbgckeitssteuer den Vc-rsuch,
jedes Vergnügen des Publikums zu verhindern. Daher müsse dieses
mit zu dem Protest herangezogen werden. Man möge in den Kino-
theatem Listen auflegen. worin diesem Gelegenheit geboten, gegen
diese Steuer zu protestieren, denn je grösser die Anzahl der Protest¬
ler, je mehr wird man uns hören. £
Herr von Frankenstein beleuchtet noch des Näheren
die schädlichen wirtschaftlichen Folgen, und ist der Ansicht, dass
diese Steuer nicht Gesetz werden könne. So habe neuerdings
das Oberverwaltungsgericht in einem Vorort diesen verurteilt,
eine Billettsteuer, die für Kenn bahneintritt erhoben war, in Höhe
von 70 000 Mk. wi«>der herauszugeben.
Da sich niemand weiter zum Wort meldet, wird hierüber
abgratünmt, und die Resolution unter allgemeinem Beifall ein-
s t i m m i g angenommen.
Hierauf folgt Schluss der Versammlung. Noch lange nachher
findet ein reger <ledankenaustausch de- Anwesenden statt, die
erst nach und nach den Saal verlassen.
a. b.
Die für den 10. Oktober angesetzte Sitzung des Vorstandes
de» Zweckverbandes war nur von 3 Herren besucht. Es wurde
ljeschlossen, am Donnerstag' den 13. d. M., vormittags 11 Uhr, im
Alexander-Hot«-!, Mittelstrasse 16 und 17, eine neue Sitzung an'.u-
beraumen. Auf der Tagesordnung steht: 1. Auflösung des Zweck-
vi-rbandea, da ohne Vorstand ; 2. Beschlussfassung über Verwendung
des Vereinsvermögen». Die ungeheure Tragweite dies«-r Tages¬
ordnung macht es allen Vorstandsmitglied«-rn zur Pflicht, pünkt¬
lich zu erscheinen. Im Aufträge des Vorstandes des Zweckverbandes
Die vorstehende Meldung ging uns kurz vor Redaktionsschluss
zu. Wir werden in der nächsten Nummer über den Verlauf «ler
Sitzung vom 13. ds. berichten.
* * *
Freie Vereinigung der Klnemalograpben-Operateure Deutsch
lunds. Sitz Berlin. Ueneralversammlung am 5. Oktober 1910 in
Kludes Lokal, Berlin, C’harlottenstr. 19. Folgende reichhaltige
Tagesordnung stand zur Erledigung: 1. Vorlesung des Protokolls
der letzten Versammlung; 2. Bericht des Vorstandes; 3. Kassen¬
bericht; 4. Bericht über den Arbeitsnachweis; 5. Anträge. Nach¬
dem «ler Vorsitzende, Koll. Saalfrank, die zahlreich erschienenen
Mitglieder aufs freundlichste begrünst und willkommen geheissen
bat. wird in die Tagesordnung eingetreten und das Proto¬
koll der letzten Versammlung zur Verlesung gebracht und ge¬
nehmigt. Den Bericht dra Vorstandes erstattet Koll. Saalfrank.
Der Bericht erstreckt sich im wesentlichen über die Tätigkeit des
verflossenen halben Jahres. Wenn auch nicht alles erreicht wurde
was wir uns auf der letzten Generalversammlung zur Aufgabe gesetzt
hatten, so lag es hauptsächlich daran, dass ein Teil der schönen
Zeit auf die Frage über unsere ferne Organisationsform verwandt
worden ist. Vorherrschend war der Gedanke, den Anschluss an die
Gesamtarbeiterschaft zu erhalten und mit Recht. Nicht als Aussen-
scitcr wollen wir betrachtet werden, sondern mitmarschieren mit
der grossen Masse, unbeirrt dem Ziel entgegen, das eine soziale
und wirtschaftliche Sicherstellung der Arbeiterklasse bedeutet.
Leider sind die Meinungen hierin auseinander gegangen, ohne ein
Resultat erreicht zu haben. Früh«-r oder später wird die Frage wieder
erörtert und zum endgültigen Abschluss gebracht werden müssen.
Wir haben uns ferner mit dem Prüfungsweeen beschäftigt. In
öffentlichen Versammlungen, durch Eingaben an die Behörden,
haben wir versucht, das reformbedürftige System in gesunde Bahnen
zu leiten, jedoch bisher ohne Erfolg. Es* muss daher in Zukunft
unsere Aufgabe sein, da auf die««om Wege nichts zu erreichen ist,
andere Mittel zu finden um einen Einfluss auf das Prüfungswesen
zu erreichen. Die Mitgliederzahl ist um 40 gewachsen sodass die
Vereinigung zurzeit 120 zahlende Mitglieder aufweist. Ausgeschied-
aus der Vi*r<-migung sind insgesamt 25 Mitglieder und zwar dur-
den Tod 1 Mitglied, durch freiwilligen Austritt 3, ausgeschlos»-
wegen unkollegialen Verhaltens 2_und wegen rückständiger li.
träge 19. Versammlungen haben stattgefunden 3 öffentlich - tin
11 Mitgliederversammlungen. Den Kassenbericht erstattet Kolleg
Schramm er wies befri«-digende Zahlen auf. Zum Quartalsschlu-
war nach Ein- und Ausgalx-^cin.Kassenbcstand von 1300 Mk. /
verzeichnen. Nach'dem Bericht der Revisoren, welche die Ka-
gepriift und tür richtig gefund<-n haben, wird dem Kassierer tu
stimmig IJecharge erteil«. Ein.s«-hr günstig«-» Resultat ergab weit-
der Bericht des Arbeitanacliw«-is«-s. wonach insgesamt 120 fest
Stellen vermittelt werden konnten, auss«-rdem wurdet. 68 Aushilf-
versehen. Zum Punkt Anträge war als erster der Antrag Schrame
Unsere Organisation auf die Kino-Angestellten auszudehnen. D-
Antrag wird unter allgetneüiem Beifall vom Kollegen Schram:
zurückgezogen. Dra weiteren kommt zur Verhandlung der Antra:
Wehnert, Stellungnahn»- zur Schaffung eines eigenen Vcreinsorgai
Vom Antragsteller wird darauf hingewiraen. «lass schon s«-it Gru
düng der Vereinigung das Bestreben darauf gerichtet war. ein eigen
Organ zu besitzen, tun fr«-i unst-re Interessen vertreten zu könn--:
die Fühlung mit den Kollegen allerorts zu ermöglichen und <1-
Vereinigung die erforderliche Ausbreitung un«l den damit v.
knüpften Erfolg zu sichern. Der Vorstand ist wiederum der Fra:,
näher getreten und glaubt nun einen Schritt vorwärts gekonnte
zu sem. Es hat dieser Tage eine Unterredung mit dein Rrdakh r
der Internationalen Film-Zeitung, H«-rrn Bück« r. stattgelun-l-
Genannter Herr hat uns üi der liebenswürdigsten Weise den V
schlag gemacht, eine Beilage in seine Zeitung aufzunehmen. n-t
dem Kopf „Der Kinematog.-aplien-Oix-ratour“. Die Vereinigte
hätte.die Beiträge zu derselben zu liefern und Tür den Inhalt «I
Verantwortung zu .übernehmen. Die Beilage wird d-r Zeitei
lose boigegehee und kommt in der gesamten Auflage von 23'
Nummern d«-r Film-Zeitung zum Versand. Da» Abonnement wie
von der Vereinskaase b»-glich«-n und dur«-h Erhöhung des wöeh>
liehen Beitrags um 10 l’fg. wieder zum Teil behoben. Der Pr. -
des Abonnement» richtet sich nach «ler für uns in Krage kommen-1
Mitgliederzahl. Jcdra Mitglied erhält dann die Zeitung ohne weit
ins Haus gesandt. Nachdem die Kollegen Knoops, Schramm -•
Saalfrank noch emgehender die Frage behandelt liatt<-n, wird
Vorschlag einstimmig angenommen und ein«- Pressekominis-'
bestehend aus den Kollegen Mill. Schatten utul Wehnert, ge«
welche das weitere zu veranlassen haben. De» weiteren wird
Antrag Schramm-Wehnert. zum I. Januar 1911 eine Erw.-rlisl.
Unterstützung «‘inzuführen, einstimmig angenommen Ein <1
entsprechendes Reglement wird demnächst vom Vorstand
gearbeitet und den Mitgliedern zur Genehmigung unterbr
werden. Ferner wird ein Antrag des Kollegen Saalfrank, zw-
Förderung der Agitation einesteils und andernteils den Koll-
in den entlegenert-n Stadtteilen das Bezahlen der B«-iträg«- lx-«pi« '
zu machen, in Berlin mehren- Zahlstellen mit verbunden«-!! Zn .!■
abenden einzurichten, einstimmig angenommen. Kollege Kn-
weist in längerer lt<-de di»- Pflicht und Notwendigk«-it «ler Eintrag
der Vereinigung nach, und solh-n umgehend die nötigen Sein
dazu unternommen werden. Für den mit der heutigen Gen¬
versammlung erl«-digten Ausschuss werden folgende Koll
gewählt: Knoops, Wolf und Sarefski. ln das Vergnügungskon
werden folgende Kollegen gewählt: Mill. Saalfrank und W-
Der Vorsitzende, Kollege Saalfrank, gibt ferner bekannt, das»
Geschäftsstelle tmd Arbeitanachweia vom 15. Oktober ah ‘ n
Pannerta-Lokal, Friedriclistr. 15 befindet. Somit war die T»
ordnung erschöpft. D«-r Vorsitzende weist in seinem Schluss»--rt
mit Befriedigung auf die erfolgreichen und von einheitlichem G«-t»te
getragenen Verhandlungen hin. Jetzt liegt es an den Kollegen I"’
gefassten Beschlüsse zur Durcluührung zu bringen, so wir«l
heutige Generalversammlung einen Marksti-iu in der Entwick-Ium!
unserer Bewegung bilden. Mit einem Hoch aut die Freie Vereinig»"-
der Kinematograplien-Operateure Deutschlands wird die Versamm¬
lung geschlfwaen. I. A.: K. Wehnert, Schriftführer.
Operateur-Union. Dresden. (Geschäftsstelle: Trinität isst r. Be¬
sitzung» bericht vom Dienstag. 4. Oktober. Cafä Sachse. Wet t im*r-
strasae 14. Punkt 12 Uhr eröffnet der Vorsitzende die Sit zun»’,
zu der eine ganze Anzahl uns bisher noch fremder Kollegen er¬
schienen waren. Nach einer kurzen Begrün»ung der Gast«- ging
zur Tagesordnung über, die vier Punkte umfasste. Nach Erl--d:gung
derselben stellte Kollege Arnold vom Tonbild-Theater den Antrag¬
eine Kommission zur Erledigung aller technischen Fragen sowie *|“
Prüfung von Anfängern zu bildt-n. Da man sich über «lieaett Iw*
nicht einigen konnte, wurde er bis zur nächsten Sitzung verschöbe»-
Schluss der Sitzung gegi-n 2 Uhr. Der Eintritt in die Operarte*
Union ist jedem RoÜogcn dringend zu empfehlen. IJer wo« !'«'
liehe Beitrag stellt sich auf Mk. 0,50 und wird durch die sich bict.-no-^
grossen .Vorteile reichlich aufgewogen. (Anmeldungen in der
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Das Tonbild und die Spredimaschine.
Von Friedr. Weber-Robine.
II. Kapitel.
Zweck dieser Zeilen soll es sein, eine Darstellung der
hauptsächlichsten, auf Rctriebskontrolle hin sielenden Hilfs¬
mittel, soweit sie der fortschrittlichen erfinderischen Tätig¬
keit entspringen, zu geben. Bevor ich zu den wichtigeren
Gruppen komme, seien erst einige vereinzelt dastellende
Neuerungen besprochen. Hierher gehört z. B. ein .Schall¬
trichter für Sprechmaschinen, bei welchem am hinteren
Feile ein Frojektionssystom angeordnet ist. Damit wird
einerseits die Darstellung von Projektionshileiern am Schall¬
trichter, die im Einklang mit den Produktionen der Sprech¬
maschine stehen, zweitens ein gleich massiges Zusammen¬
wirken 1 leider Apparate angestrebt. Die Ausführung hat
insofern den Anstrich des Selbständigen und Neuen, als
der Projektionsschirm im Schalltrichter rechtwinkelig
zur Längsachse des letzteren aufgespannt wird. Wer also
vor dem Trichter steht, soll zugleich die Ansicht des zu¬
gehörigen Bildes haben. Er wirkt ausserdem als Blende für
las den dunklen Trichterraum durchdringende Licht.
Kinematograph und Spreehmaseh ine können auf einer
< Jrundplatte montiert und von einem Motor gemeinsam
ingetrieben werden. Um völlige Klarheit vom Bilde dieser
Kombination zu schaffen, liemerke ich noch, dass der
l’rojektionsschirm die Trichteröffnung an der Mündung
bsehliesst. Daraus ergibt sich von selbst die Notwendigkeit
'halldurchlässiger Stoffe für den Schirm oder die An¬
bringung von Schallöffnungen. (Alliert Költzow-Gr. Lichter-
leide). Zwei weitere Systeme berühren die Technik der Auf¬
nahme. Das erste entstammt der Deutschen Bioseopc-
' a sellschaft in Berlin und hat das charakteristische Merk
aal aufzuweisen, dass die zur Ueberwachung des Gleicli-
oifes dienenden Zeichen in der Projektionsebene selbst
agebracht werden. Bei der Aufnahme wird ein mit der
Bewegungserscheinung im Gleichlauf befindlicher Zeiger
mit photographiert. Ebenfalls mit einem Zeiger ist das
I riebwerk der Sprechmaschine versehen, der sich im Ob¬
jektiv eines Projektionsapparates oder dergl. befindet,
sodass er als Lichtbild projiziert werden kann Wir werden
also im kinematographischen Bilde 2 projizierte Zeiger zu
teilen bekommen, deren Deckung den Gleichlauf, eine
Bifferenz in der Lage zueinander eine Störung in jenem
anzeigt. Bezüglich der praktischen Anwendung des Prin-
ripes mag erwähnt werden, dass es mannigfache Formen
zu lässt. Nach einer von den Urhebern selbst angegebenen
Ausführungsart wird innerhalb dos Bildbereichs eine Scheibe
mit sich drehendem Zeiger angebracht, der, wie oben schon
angegeben, während der Aufnahme in Umdrehung versetzt
"ird. Bei der Wiedergalx? dieses Bildes auf d’ Projektion
der im kinematographischen Bilde befindlichen Scheibe
"ird ein zweites Bild projiziert, das einer mit der Sprech¬
maschine gekuppelten Zeigerscheibe entspringt. Die Scheibe
der Aufnahme ist von dunkler, der davor befindliche Zeiger
Von heller Farbe. Das durch Projektion der Sprechmaschine
entstehende Zeigerbild wird durch eine Scheibe mit einem
^ igerartigen Ausschnitt geschaffen. Die einzelnen Phasen
der Zeigerdrehung werden bei der Aufnahme auf dem
Bildband des Kinematographen festgehalten. Es wird
demnach jedes Bild den Zeiger in einer wieder um ein
Stückchen vorgerückten Lage erscheinen lassen. Die
* w mte Neuerung rührt von Marchese Cesare Cattaneo de
|j a pitanei D’Arzago in Mailand her. Er strebt das Ziel an,
dass die photographische wie phonographische Aufnahme
für eine Tonhildaufführung gleichzeitig gemacht werden
kann. Dies geschieht nach seinem Verfahren dadurch
dass jede der aufzunehmenden Personen oder dergl. durch
ihre Schallwellen ein besonderes Mikrophon in Tätigkeit
setzt und sämtliche Mikrophone durch Leitungen die
Schallwellen auf eine einzig«- Membran eines Gramm. >-
phoncs übertragen. Das Mikrophon kann der vortragend«-n
Person verdeckt angehangen werden, sic kann es aber auch
in der Hand tragen. Auf dies«» Weise soll ein vollkommen«» r
Synchronismus erzielt werden und «l«-m Säng«-r <-ic. das
Hineinsing«»n in d«»n Schalltrichter erspart bleiben.
Wichtig für d«*n Betrieb dt»s Tonbildth«»atcrs ist tlie
Stromfragc. Doch nicht nur hinsichtlich des Verbrauch«-s
für den rein äusserliehon Betrieb, nein, «*s gibt auch ver¬
einzelte Dinge erfinderischen Charakters, bei den«»n d«»r
elektrische Strom Spezialaufgattcn zu lös«»n hat. Diese
näher zu beleuchten, sei der Zweck der jetzt folgenden B<-
trachtungen. Abg«»sehen von der von Thomas Franklin
Burg«»ss und Alvan Perry Granger in Denver im Jahre 1 (Ki:t
veröffentlichten Methode, haben wir eigentlich nur aus
jüngster Zeit Ix-merkens-verte Neuerungen zu verzeichnen.
Die oben Genannten haben gegenüber den bekannten
Systemen, na«-h welchen der Betriebsstrom direkt von der
Sprechmaschine gereg«»lt wird «»der zum gleich zeitigen
Antrieb von l»eid<»n Apparaten synchron in den Strom¬
kreisen laufende Motor«» zur Anwendung gelangen, insofern
ein neues Prinzip aufgestellt, als bei ihrer Einrichtung
dirch die Bewt*gung des Phonographenschlitt«-ns mittels
eines gleitenden Kontaktstück«»s zwei g<*sondert<- elektrische
Stromkreise eingeschaltet werden. I)er eine löst die die
Bilder des Kinematographen f«»sthaltend«> «-lektromag
netische Sperrvorrichtui.g aus, d«»r andere wird kurz nach
dem Oeffn<»n des ersten Stromkreises geschlossen und st»tzt
dadurch den Antriebsmotor lx»zw. die Bilder in Bewegung.
Wir haben hier eine durch tlie Stromkreise gcgelx-ne zwang
läufige V«-rbin«iung der Bildbänder mit der Spree hmaseh in«-
Iin vergangen«»»! Jahre gingen von Paris zwei Neue¬
rungen auf di«»sem Gebiete aus. Mathelot et Gentilhomme
brachten eine Einrichtung mit zwei von den Apparat«-!!
angetriebenen Kontaktscheiben, die mit Hilfe des « lek
t rischen Stromes zweierk*i Aufgaben zu lösen hatten, und
zwar folgende. Tritt eine Störung des Gleichlaufes ein.
so muss durch sell>xttätig sich einschaltende Ström«- unter
Mitwirkung v«»n Relaisströmen eine Aenderung tler Wider-
ständc der Betriebsström« für die Antriebselekt romotoren
erfolg«»n. Zweitens soll die Mitwirkung ein«»s Relaisstromcs
zur Einschaltung eines Elektromotors im Dienst«» der
R«»gulierung der Widerstände in Form einer besonderen
Schaltung ausgenutzt werden. B«»i der Erfindung von
Georges Mendel kommen ebenfalls Kontaktecheiben zur
Anwendung, so zwar, dass an einer der beiden Scheiben
ein von aussen, z. B. durch einen Druckknopf, radial ver¬
stellbarer, an «ier anderen ein fester Anschlag vorgesehen
ist. Wird d«»r bewegliche herausgedrückt unil die zweite
!k»heibe ho weit gedreht, bis beide Anschläge zusammen
stossen, so hat man sofort selbst in der Dunkelheit di«-
Normalstelluiur der beiden Scheiben. Wir kommen nun
zu einer Serie von Reguliervorrichtungen, die mit zweien
solcher von der Societe L. Gaumont & Cie., Paris, beginnt.
Es handelt sich hierbei darum, dass auch nach Inlx*trieb-
setzung des Kinematograplu-n « in vollstän«lig«-r Gleichlauf
zwischen beiden Apparaten herg«»8tellt wird. Zwei \S cg«-
sind dafür vorgesehen. Einmal die m«»chanisch«> Einwirkung
auf «len Kinematographen, dann die b«>stimmte Verstellung
des Kollektors, der die Sprechmaschine in Bewegung s«»tzt
und durch welchen ein elektrischer Strom dem Motor zu-
No. 198
Oer Klncmatogranh — Düsseidort.
geführt wird, welcher den Kinematographen antreibt.
Diene» Prinzip der Verstellung hat natürlich auch eine Ver¬
stellung des Kinematographen zur Folge, das heisst die
Erzielung des .Synchronismus. Der Platz für den betreffen¬
den Mechanismus kann ein beliebiger an einer mechanischen
oder elektrischen Transmission zwischen beiden Apparaten
sein. Hierlad wurde natürlich vorausgesetzt, dass die
Hinrichtung am Phonographen ang ordnet ist. Das Rogu-
licrungsorgan kann aller auch an einem beliebigen Punkt
des den Phonographen mit dem Kinematographen verbin¬
denden Stromkreis Platz finden. Eine Reguliervorrichtung
in diesem Sinne würde beispielsweise aus zwei mit Kontakt¬
stücken versehenen Scheiben oder Platten aus Isolierstoff
liestehon. Die Laufzeit des Motors in Bezug auf den Kollektor
kann durch Verstellen der Platten zueinander geändert
werden. Anstelle von letzteren und von Scheiben kämen
eventuell Zylinder mit in der Achs« iirielitung verlauf«*nd«*n
Metallstreifen in Frage. Alliert Köhzow in (Ir. Lichterfelde
hat in diesem engeren Bereich «dienfalls mitgearl)citet.
Bei seiner Reguliervorrichtung tiägt jede der Achsen
l»eider Instrument«* einen Anschlag. I )icsc Anschläge
sind so mit«*inan«ler verbunden, «hiss zwischen beiden ein
Spielraum innerhalb einer Umdrehung vorhanden ist,
darüber hinaus alter einer den anderen mitnimmt. Die
Schläge des Kinematographen gegenüber der Sprech-
maschine werden durch Einschaltung einer Feder oder durch
Ausbildung des Anschlages seihst zu solcher unschädlich
gemacht. Die lx*id«*n folgenden Systeme sind von Alfred
Duskes-Berlin bekannt gemacht- worden. Bt*im «ersten
dreht <*s sieh um einen Ausgleich der Tcmpis zwischen der
Kurbclflrehung und Filmfortsehaltvorriehtung entsprechend
dem Rhythmus des Musikstückes etc. Dies«*r Ausgküch be-
st«*ht in auswechselbaren V«»rschalträd«*m von verschiedener
Grösse und Zahnzahl. Ich will das Prinzip an einem vom
Urheber gewählten Beispi«*l erläutern. Aufnahmeobjekt:
Ein Walzcrlh-d nut 60 Takt«*n in der Minute. Besitzt «las
Vorschaltrad 36 Zähne und hat die Kurbel 60 Unulrehungen
erhalten, so sind ferner 120 Umdrehungen d«*s Filmtrans¬
porteurs in «1er Minute massgeliend. Ein Marsch, bei
welchem in der Minute etwa 75 Takt«* angenommen werden,
erfordert seitens der Betlienung 75 Kurbeldrehung«*n in
«lit*sem Zeitraum. Die Verwendung des für den Walzer
liestimmten Schaltrades würde infolge d«*s schnelleren
Takt Wechsels statt 120 jetzt 150 Urmirehungen. ti. h. ein
Viertel mehr, machen. Daraus geht hervor, dass je nach
«l«*m Taktmass die Zahnzahl gewählt werden muss, beim
Marsch also ein Viertel mehr als beim Walzer, somit 48 statt
36. Der rascheren Kurbeldrehung steht eine entsprechend
langsamere Bewegung des Vorschaltrades gegenülier, sodass
die Wahrung d«*r Geschwindigkeit von 120 bestehen bleibt.
Im zweiten Falle bedient sich Duskes eines intermittierend
wirkenden, von der Sprechmaschine elektrisch eingeschal¬
teten Spaltklinkenantriebes für den Kinematographen, und
zwar in Form eines Schwungrades, das den Antrieb in einen
stetigen «imwandelt.
In Betracht kommen ferner die verschiedenen Kuppe¬
lungsarten. Hierin hat dienfalls erst die jüngste Zeit einen
etwa« energischeren Anlauf zu Verbesserung* versuch«*!!
genommen. Auf die Erstlinge zurückgreifentl. stoss«* ich
auf eine Kuppelung* Vorrichtung von Harold Clark Matt;
hews in Xewark. Er lässt die Bilder direkt durch das Trieb¬
werk der Sprechmaschino weiterschalten; was zwar zu
jener Zeit nicht mehr prinzipiell neu war. Es handelte
sich vielmehr um eine rein konstruktive Verliesserung,
die dann bcstan«!, «lass er «las Spre«*hwerkzeug mit ein«*r
am olieren Ende hakenförmig g«*krümmten Stütze od«*r
Lehne versehen hat. di«* - eine Reihe kippbar gelagerter
Bilder während der SpreehWerkzeug- Bew«*gung in nicht
sichtbarer Lagt* hält und dieselben cialici nacheinander
in den Gesichtskreis des Beschauers und Hörers fallen lässt.
I>i<* sonstigen noch vorgenommenen Verliesserungen be¬
ziehen sich auf die Bildergestaltung selbst, Anbringung von'
gegeneinander verst tztenSchlitzen, IVfcst igung ihrer unton i
Kanten an Streifen in drehbarer Weise, Regulierung*
mitt«*l für die Bewegungen des Bildträgers, sowie eine ge
k*nkige \ erbindung von letzterem mit «k-r Sprechmaschinc
damit die lx*t reffenden Organ«* im geeignetem Augenblick
in ihre Anfangsstollung zurückgebracht werden. Messt«*«-
Projektion-Berlin, trat mit einem System in di«* Oeffentlick
keit. b«*i welchem ein Tonwiedergeher ein Signal betätig*
wonach ein Anschlagorgan eine mit ihm «xlcr mit den
Serienapparat verbundene Welk* in ein«* Radialstellmi.
bringt, doch nicht sofort, sondern «*rst nach einer bestimmtet
\\eiterdrehimg. durch welche «las Zusammentreffen nie
einem anderen Anschlagorgan ins Aug«* gefasst ist. in welchen
Augenblick d«*r Tonwicdergeber in der «ler Anlasstdluni
des Serienapparates entsprechenden Stellung sich befindet
Der Tonwiedergeber soll entweder in «*iner bestimmt •>
Stellung angehalten oder d«*r Serienapparat in einer b.
stimmt«*!! Z<*it in Bewegung gesetzt werden. Di«* auf
einandertreffeiulen Organe können übrigens auch als ek*k
trischc Kontakte ausgchildet werd«*n. Der gleichen G«*s. II
seliaft g«*hiirt ein zweit' * System, ein«* Verliesserung <*in< t
ihrer früh« r«*n Einrichtung«*!!, darin liestehend, «lass «k r
Gleichlauf durch Vermittelung eines Diffeientialgetrid»
angestrebt wird. Im Prinzip bereits In-kannt gew«*s.*n, «lo< !
wir«! «las (k*tri«*iie hier auf mechanischem Wege gekup|M*lt.
die Sprechmaseliine wird dagegen unter Einschaltung ein« t
auf elektrisch *m Wege mit ihr ; n synchronem Gang«* * '
halt •Hi n Hilfsantri«*l)svorri«-htuiag auf «las Differential
getriebe einwirken. Der Schöpfer «k*s nächsten System
Casimir de I’rosynski in Lüttich, hat sieh «lit* Schaffung
einer Fernkuppelung zur Aufgalx* gemacht. Er vnllbriiuM
dies, indem «*r d< ni Kinematographen <*ine schnellen* Be¬
wegung wie «l«*r Spreehmasehin« <*rt«*ilt. letzten* hing« _•
wirkt auf erst«*ren in entsprechender Weise hemmend • '
Der Hauptgedanke gipfelt darin, dass der Kinematogr 11
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Auslass der geförderten Luftmenge am (k*trielK* des Kn
matographen selbst hat. <l«*r indes nur dann geöffnet
wenn das Ventil die Lage grösster Durchlässigkeit !••
behält, ti. h. seine Normallage. Xur ln*i Gleichlauf winl •
konstante Pmnparlxit verrichtet, lx*im Voreik*n «k*s « rst* o
Apparates aller wird sic pcst«*ig«*H und beim Zuriickblcib n
verringert, was entspredwnd«* Wirkungen auf den Gang
der Apparat«* nach sich zi«*ht. Bei einer Kuppelung zwiscle n
einer Plattensprechinaschine und einem rotierenden Str>*">
Unterbrecher d«*r Bioskop-(k*s«*llschaft. Berlin, wirtl chm
Uebel Rechnung g«*trag«*n, dass die zur Bewegung d«*s An¬
zeigers erf«ird«*rlich<‘ StrotnschlussVorrichtung nicht in «las
Gehäuse d««r Spn*eh maseh in«* eingebaut zu werden braucht
und dass man uusserdt-m Platt« nsprvdimaschinen anwemk-n
kann. Jetzt wird ein transportables, die erforderlich«*
Stromschlusseinrichtung aufnehmendes U*sonden*s Gehäuse
benutzt, welches z. B. «lurch eine konische Muffe mit <1 "l
Achsenzapfen des Plattentellers verbunden und damit
die Kuppelung zwischen der rotierenden Stroinsehhi—
Vorrichtung und der Sprechmaschinc herlieigoführt wer«l* n
kann. Dieses «Sondergehäuse wird zweckmässig an dem «k r
Sjirechmaschine leicht ahnehinlmr befestigt. Die nächste
Xeuerung, von Max Hellmann-Rixdorf stammend, b**trifft
eine Verbesserung jenes Prinzipes, wonach einer «ler A|»|«*”
rate zu rasch aagetricben, im geeigneten Augenblick « ,H ' r
durch Bremsung zum Gleichlauf gebracht wird. Anstcll«'
der Bremsung will Hellmann eine magnetische Kuppelung
setzen, welche im Zustande «ler Einschaltung den mit¬
genommenen Apparat zwar dienfalls zu schnell antreibt,
sowie er aber vorauseilt, wird er stromlos und ausgcschaltet-
Der Antrieb geht somit verloren, «k*r Apparat bleibt zurück
und «*s tritt wieder eine Einschaltung der Kuppelung < in
Paul Eff ing- Berlin benutzt im Einklang mit ähnlich*®
(h*dankengängcn seiner Vorderleute den Teller «ler Sprecb-
maschine zum Ausgangspunkt n«*u«*r Kombinationen- ^
vorderster Reihe steht eine Kontakt Vorrichtung, welc e
Der Klnematograph — Düsseldorf.
198.
r Bekanntmachung!
Durch Urteil des Reichsgerichtes
ist unser Patent aui unsere Starktonmasdilne
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No. 198.
Der Klnematograph — Düsseldorf.
mit der Tellerachse lösbar verbunden ist und von einem
ausserhalb der Bahn der Nprtehmaschine gelagerten
Arm getragen wird. Sie ist die Voraussetzung. Die Er¬
füllung des neuen Gedankens liegt aber in einem weg-
drehbaren Arm drehbar gelagerter Achse, die mit der
Tellerachse verbunden ist. Ersten* überträgt mittels
Kegelradgetri el m*s die Drehung der letzteren auf die Kon¬
taktseheibe. Schliesslich sei nocl des üblen l'mstand<*s
gedacht, dass bei Vorführungen in Tonbildtheater der
Sehalldosenstift vorzeitig in eine nt ue Tonrille üliersprang
und dadurch eine kaum wieder gut zu machende Störung
hervorrief. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass da»
Ueberspringen hauptsächlich innerhalb der ersten 8— IO Ton¬
rillen vorkommt. Di * Bioskop-Gesellschaft hält es für
zweckmässig, wenn deshalb während des Anfangs innerhalb
der eben angegebenen Grenze weder die Spreehmaschine
noch der Kinematograph in Tätigkeit gesetzt werden,
also ein Leerlauf vorgezogen wird. Diesem Prinzip trägt
die Einrichtung Rechnung, nach welcher di.* Kontroll-
vorrichtung mit der Tonmaschine auf eine zweifache Art
verbunden ist. Die erste wird von Hand bedient, die zweite
wird selbsttätig durch die in Gang gesetzte Maschine ein¬
geschaltet. Sobald dies eintritt, wird die Kontrollvorrich-
tung betätigt und das Zeichen zur gleichzeitigen Inbetrieb¬
setzung der Bildmaschine gegeben. Eine weitere be¬
merkenswerte Ausführungsform liegt darin, dass beide Ein¬
richtungen als hintereinander geschaltete Kontakte des
Stromkreises zum Antriebe der Kontrollvorricht ungen aus¬
gebildet sind. Die von Hand zu bedienende Einrichtung
kann zugleich als Bremsvorrichtung für die Sprechmaschine
dienen, weil es günstig erscheint, wenn mit der ersten Ein¬
richtung zugleich die Sprechmaschire freig»*geben wird.
Notizen.
GramtnophonNrhe Khrrnbelrldlgungen. Kt ist kein Ding so
■.«-lilau gemacht, ns kommt doch endlich an den Tag. Das Gram-
iiK.phnn scheint zu anonymen und gleichwohl recht saftigen Ehren-
heleidigungen wie geschaffen, vorausgesetzt, dass man die Kosten
der Aufnahmen nicht scheut. Anders der Phonograph. Hier ist
die Aufnahme sehr leicht und verliältnismässig nicht teuerer als
ilas Schreiben eines Briefes und zudem wird die Stimme bei lutlb-
wegs schlechter Aufnahme so verändert, dass man den Sprecher
absolut nicht erkennen kann, obwohl das Gesprochene vollkommen
verständlich bleibt. D»*r erste, der in einen Beleidigungsprozi*ss mit
Hilfe der Sprechmaschine verwickelt war. ist unser r Erinnerung
nach der Wiener Grammophonliändler Theodor Pichler gewesen,
der einmal ein recht ulkiges Phonographenwälzchen jemandem
zuschickte, der die Sache krumm nahm. Wie es damals ausging,
ist uns nicht mehr erinnerlich, aber kürzlich liat sich abermals ein
Händler gefunden, der seine innerliche Wut auf diese originelle
Weise ausliess. Aus Budapest wird berichtet: Eine heitere Gerichts¬
verhandlung spielte sich vor dem Bezirksgericht in Arad ab. Der
Iluda|>e8t<*r Grammophonliändler Karl Schwarz hatte vor einiger
Zeit in Arad eine Filiale errichtet, und war. «1a er tlie Filiale p«*r-
sünlich k iten wollte, nach Arad iibersiedelt. Nun befand sich gegen-
üb«*r dem Fenster seines Schlafzimmers die Werkstatt« einer Damen-
schneiderei. deren Angestellte bereits um 7 Ihr zur Arb«*it er¬
schienen und dann alsbald, um sieh die Zeit zu kürzen und die
Arbeit zu erleicht«*m, fröhlich zu singen begannen. Herr Schwarz
wurde jeden Morg« n aus dem Schlafe gew«*ckt und bes«*liloHH furch ter-
liche Rache. Er lk*ss sich eine Grammophonplait«* mit einer Anzahl
der kräftigsten Schimpfworte, die er selbst auf die Platte sprach,
I erstellen. Und als des Morgens die Schneiderinnen wi**der zu singen
begannen, stellte Schwarz ein Grammophon an «las Fenster sein««
Schlafzimmers, legte die Platte ein und im nächst«-n Moment dröhnte
ein Hagel von B«*schimpfungen zu d«*n Schneiderinnen hinüber.
Diese verklagten ihn wegen Ehrenbeleidigung. Bei Gericht gab
Schwarz zunächst an. er habe die schimpfende Platte nicht selbst
herstelleu lassen, sondern er verkaufe neben Gramniophonplatten
mit Musik- und Prosastücken auch solche mit ungarischen Schimpf¬
wörtern Von Gerichtswegen musste er jedoch eine ungebrauchte
Platte mit allen jenen Schimpfworten „b«*8prechen“, die auf der
ersten enthalten waren, und »eine Stimme wurde erkannt. Der
Richter verurteilte ihn zu zwanzig Kronen Geldstrafe.
Das Schenkst-tem In l'mrarn. Trotz aller Befürehtung«*n ist
das Grammophon- und Platten-Schenksystem, nachdem es im laufe
zweier Jahre Deutschland gebrandschatzt und 'selbst dort ab¬
gewirtschaftet hat, nicht nach Oesterreich herüber gekommen.
Es wurden luml werden) zwar allerhand schüchterne Versuche non
immer gemacht, das Publikum durch angeblich geschenkte Apparm
zu ködern, allein die grosse Masse ist bereits genügend aufgokliii
und wenn ein einziger einmal trotz aller Warnungen sieh mit eint i
s« «genannt eil Sehcnksystemgeaehüfte einliess. s«i sorgt er seht.’
nach gemaelrten Erfahrungen in seinem gerechten Zorn dafm
dass kein Bekannter mehr auf den Trick eingeht. Anders steht ■
in l'iigarn. Dort Italien die Sclienksystemler leichtes Spiel. Mn
denke nur. «lass l'ngarn eigentlich nur eine einzige Kulturzentra!
hat. nämlich Budapest, und ausserhalb derselben vielfach no<
Mittelalter herrscht, t Kein Wunder, wenn die einfachen Bau-
vom Lande, die vielleicht einmal bei einem wandernden Sclim
steiler eine Sprechmaschine hörten und sahen, das brennen-
Verlangen haben, auch einmal so eine Maschine und noch daz
geschenkt u erhalten. Dort sitzen also unwissende Kunden gern;
noch auf. Neueste ns annoncieren zwei Firmen in Budap«*st gm
besonders scharf. Sie sind die richtigen V msonstmayer. Das >
Laszlo-Institut (netter Nanu* für einen Grariunophondetaillisten
verschenkt ein Grammophon angeblich bester Qualität, wenn d«
Empfänger sich verpflichtet, die Platten die er kaufen will, von d<- ■
zu beziehen. Es wird also d«*r Preis der Platte, falls das Geschiiü
reell ist, soweit erhöht, dass das Grammophon mitbczahlt wir«!
Wer sich mit di«*s«*m Institute einlässt, wird gut tun, sich zunäclt -
ganz genau zu erkunden, welche Plattensorte er zu kaufen ha
wie viele Stück davon, ob die Aufnahmen neu stad und warn« •
den Apparat erhält! Den Apparat selbst lasse man sich zeig« i
Hat mau alles das getan, so gehe man zu einem andere t Händl-
und lasse sich als-rmais die Preise von Apparat und Platten sag««
insbesondere, wenn man die gleiche Anzahl zu besiehe» gedenk
Man wird seine Wunder erleben. Und das Institut hat noch «I«
Mut — vor anderen Schenksystemlem zu warnen! Die zweit
grosse Schenkfirma ist der „Instrunwnten-König“ in Buda|» -
Diese offeri«*rt sogar «*in Konzertgrammophon im Werte von I
Kronen gratis aPzugcben, wenn mar um mir 40 Kronen Platt«
best«-llt. Für Nichtkonvenierendes wird natürlich Geld re,.-
gegeben, damit niemand, der sich c.bcrvorteilt glaubt, zum Km.
läuft. Wir halten ««s für unsere Pflicht, darauf atifm«*rksam
mach«*!», dass alle jene Firmen, welche Schenksystem l>ctreil*.
nach anfänglich grossen Erfolgen bisher immer noch zugru-
gegang<*n sind. Diese statistische Tatsache sollte genügen, um j« 1
Furcht vor einer derartigen Konkurrenz zu bann«-n. so lang-
Oesterreich-Ungarn derartige Pflanz lein blühen»
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Düsseldorf, 19. Oktober 19 1 9. Erscheint jeden Mittwoch.
Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten.
Der erste internationale Kinematographen-
kongress in Brüssel.
< Jerichtstassessor Dr. Albert H e 11 w i g Berlin-Friedenau.
Der erste internationale Kinematographenkongr«-ss,
welcher anlässlich der Brüsseler Weltaurstellung in Brüssel
stattfand, hat in 23 Beschlüssen Ansichten zum Ausdruck
gebracht, welche in mehr als einer Hinsicht alle Kreise zu
interessieren geeignet sind, welche für kincmatographcii-
rechtüche Fragen Interesse haben. Im folgenden soll der
\ ersuch gemacht werden, im Anschluss an die wörtliche
\\ iedergabe der Beschlüsse in dem ,.Cine-Journal“ Xr. 108
i’aris, 17. September 1910) den uns Ix-sondc rs interessieren¬
den wesentlichen Inhalt dieser Beschlüsse wiederzugel>en,
zunächst, ohne irgend eine Kritik daran anzuschliessen.
1. Es ist wünschenswert, dass die Filmfabrikanten
“ut’h die Wissenschaft und ihn- Anwendung in Handel
und Industrie berücksichtigen.
2. Der erziehliche Wert des Kinematographen muss
berücksichtigt werden: um den pädagogischen Studien
'•her den Unterricht mit Hlife des Kinematographen eine
Grundlage und Riehtungslinie zu geben, ist es wünschens¬
wert, dass das Studium der Psychologie des Kincmato-
«raphen in Angriff genommen wird.
3. Es ist wünschenswert, dass nach zwei Jahren alle
•''x-rateure diplomiert sein müssen.
4. Es ist notwendig, dass die kinematographisehe
* "terrichtsmethode in allen staatlichen Unterrichts¬
anstalten Aufnahme findet.
•">• 14er Staat sollte durch Geklxuschüsse, Leihen von
-Apparaten oder von Films die Gemeinden und die allge¬
meinen oder populären Unterrichtsanstalten unterstützen,
J*cnu sie den Wunsch haben, den Kinematographen zu
'•«■nutzen zur Erziehung der Jugend oder zur geistigen
un d moralischen Emanzipation des Volkes.
ü. Es wän* nützlich, wenn in den mit dem Unterricht
'•♦•trauten höheren Verwaltungsstellen besondere Räte da-
"üt befasst wären, diejenigen Films auszusuchen, welche
liesten dem Erziehungszw <*ek der Schule oder der Fort¬
bildungsschulen entsprechen würden.
7. Es wäre wünschenswert. dass die Verwaltungs¬
behörden, vielleicht zusammen mit literarischen mal künst¬
lerischen Sachverständigen für die Herausgeber der l>e>ten
erzieherischen Films von Zeit zu Zeit Preise auBschrieh-n.
8. Die Kinematographciimdustric sollte in ihrem
eigenen Interesse Sammlungen von Films für Unterriehl-
zwecke anlegcn nach den Angaben von Lehrern. Gelehrten
und anderen in Sachen der Erziehung kompetenten .Mannei n
und ein billiges und leicht zu transportierend« s Material
verkaufen.
9. Es ist wünschenswert, dass alle Stadt.- nach dem
Beispiel von Anvers und Brüssel Archive ank-gen. in di-m-n
sie alle photographisenen, stereoskopischen und kin« mato-
graphisehen Aufnahm.-n sammeln, die besonderes lokales
Interesse haben.
II. Es ist nötig, dass alle Projektionsapparat ■ und
Lichtquellen genehmigt werden, damit die Fabrikant«-!!
nur Kabinen und Apparate an bieten, welche völlige Sicher
heit des Publikums g« währleisten.
13. Bevor der Kinematograph sich den Schauspielen
angepasst hat. welche sich an Leute verschiedenen Alters
und verschiedenen Geschmacks wenden, müssen die kin
matographischen Vorstellungen zusatnnu-ngestellt werden
je nach dem Publikum, für das sie bestimmt sind.
14. Die Fabrikanten werden geix ten, in ihn n Kata¬
logen durch ein zu vereinharemles Zeichen diejenigen
Films? zu bezeichnen, welche sich für Kindervorstellungen
eignen.
15. Es ist wünschenswert, dass die Kinematographen
Unternehmer Vormittags-Vorstellungen mit einem be¬
sonderen Programm für Kinder veranstalten.
18. Man muss in jedem Land zur Belehrung zu er
halten versuchen sämtliche Artikel, Zeitschriften und son
stigen Veröffentlichungen, welche sich auf die didakt i- l
technische und finanzielle Brauchbarmachung des Kin«
matographen Ix-ziehen, alle Kataloge iilx-r Films. Apparat«
öffentliche und private «Sammlungen, sowie di«- Vertml
nungen über das Kinematographen wesen
19. Der Kongress, welcher die Beschlüsse «1er Berlin«-r
Konvention vom 13. Xovemlx-r 1908 mit Freud«-n Ix-grii--?
spricht den Wunsch aus, dass in naher Zukunft der Artikel
4 jener Konvention geändert werde durch Fortlass.-u
folgender Worte: „wenn durch die Anordmuig d«-r In
szenierung oder die Kombination «1er wiedergegeben i:
Vorfälle der Urheber dem Werk keinen persönlichen und
No. 199.
Der Kinematograph — Düsseldorf.
originellen Charakter gegeben hat " und das« dieser Para¬
graph dahin geändert »erde, da».- er laute: ,,es sind als
literarische und künstlerische W« r'<e geschützt die kine-
matngrapliisclu-n Darstellungen."
20. 1 H-i Kongress prou-sticii gegen tlit- ungerecht¬
fertigten hohen Taxen der Ve '-Sicherungsgesellschaften.
21. ln jedem Isnul ist eine nationale Kineinatographen-
xercinigung zu hilden. in die alle Fabrikanten und Kine-
matographcnUnternehmer sowie al ■ Personen, die sich für
den Kinematographen interessiere! . aufgenoinmcn werden
sollen, um die wissenschaftlichen und gewerblichen Be¬
stehungen untereinander zu erleichtern und mit allen
.Mitteln die Hebung des Kine matographenge werbe« an-
zustreben.
22. Es ist wünschenswert, dass sich die einzelnen
Landeftgruppcn zu einem internationalen Verbände zu¬
sammen, Ull.
Humanität und Kinematograph.
Als mich jüngst eine journalistische l*f licht und Studien-
interesaen nach einem der neugegründeteil ,.grossen
Berliner Kinotheater" riefen, wuide ich angenehm und
unangenehm zugleich überrascht, als man dem vollbesetzten
Haust eine Serie von Bildern vorführte, die eine wissen-
schaftliehe Erklärung der Schlafkrankheit bieten sollten,
ln einwandfreier Weise ist dies gelungen, und man konnte
aus dieser Vorführung die Bisleutung des Lichtbildwesens
für die Förderung allgemeiner Bi'dung recht innig ver¬
spüren. Dennoch verlief sie nicht ohne einige recht peinliche
Eindrücke, die freilich für die Humanität«-Bewegungen
der Neuzeit von sehr hoch einzuschätzender Bedeutung
werden können. Man sah da beispielsweise, wie der Forscher
dem Versuchstier, einer Hatte, den Schwanz abschnitt.
In jenem Augenblick wurden an zahlreichen Stellen des
Saales Zeichen des Unbehagens laut. Diese steigerten sich,
als der Operierende der Ratte eine Einspritzung mit dem
Blute einer an der Schlafkrankheit leidenden Person machte.
Bei dem hierzu erforderlichen Stich krümmte siel: ilas Tiv-r
naturgemäss, sodass der Zuschauer, wenn er nicht schon
alles Mitgefühl verloren hatte, den Schmerz miterlitt,
mul das ist an sich von ethischem und kulturellem Wert.
Ich komme daruuf zurück. — Zunächst will ich zur Vervoll¬
ständigung des Oesamtbildes den Fortgang der Sache
erklären. Das Tiv*r verfiel in einen schlafähnliclun Zu¬
stand, dessen Ursache ebenfalls bildlich dargestellt wurde.
Es handelt sich um kleine Lebewesen die. sich in wenigen
Tagen ausserordentlich stark vermehrend, gegen die Blut-
körperchen des Tieres stossen und sie allmählich vernicht; n
Der Entwicklungsgang wurde an mehreren Bildern, die eine
erhöhte Anzahl energisch wütender Krankheitserreger und
eine nur mehr geringe Anzahl von Blutkörperchen auf¬
wiesen, erläutert. Ein schweres, qualvolles Leiden eines
hilflosen Tieres hatte man in wenigen Minuten selbst durch¬
lebt . So wenig erquicklich die da gezeigten Vorgänge auch
sind, die eine Partei wird sie mit dem Wörtchen interessant,
eine andere elx-nfalls mit lehrreich abtun. Die kleinste
alx-r, jene der über Lebenszweck und Schöpfung tiefer
Nachdenkenden, kommt zu einem anderen Schluss. Zuerst
wird sie im innersten Herzen die geniale Erfindung der
Kinematographie emporsteigen lassen zu den Gefilden
wo die Wahrheit wohnt, deren Kraft alles durchdringt, was
sich ihr auch entlegensteilen möge. Menschen und Tier¬
freunde gewinnen in dem Kinematographen die wirkliche
Bühne des Lebens, weshalb nicht lange mehr Wissenschaft
eine Delikatess«- der CMchrtenwelt blcilx-n wird. Hier
haben wir das Mittel, welches den Millionen, die nicht auf
den Bänken der Hochschuk-n sitzen konnten, zeigt, wie in
unserer mit soviel künstlicher Glorie umgebenen Zeit mit
dem hilflosen Tier umgegangen w ird. Werden erst die ganzen
Scheusslichkeiten aufgedeckt, dann kommt die trage Volks¬
masse zum Nachdenken. Wenn sie erst einmal damit an
fängt, dann lässt der Sieg nicht mehr lange auf sich warten.
Ist Zcit«-n hindurch der menschliche Geist in hüherci,
Dingen auf eine schiefe EIh-ik- geraten, so ist «s der mt-cha
nischcn Kunst Vorbehalten, ein Regulator für die Irrungen
der Menschheit zu sein. H e r e a s.
Aus der Praxis Isfc^)
Nein- Kbieinatngraphen-Tlieater.
Osnabrück. B. Smhücker hat Hamburger- und Buerseh-
strasscn-Ei'ke das Han» -Theater. Ki icmatograph, eröffnet.
Thcrn. E. Modln-* hat Xeustädtcr Markt. Ecke Gerechtestras»-
ein Kmematographciitlicater unter dem Xamcn Zentral-Tlu-nt-
oliliir- llthld.) I hisseldorferstnu
Apollo-Theater ein Kinematngrupli
Krankfiirt a. M. Bernhard Des«
gasse H ein Kiiicmatograplicii-Thcati
l.uilgcnsalzu. Otto Itolf eröffnet
dem Namen Palast-Theater «-in Kin
Augsburg. Max Kulimann hat
strass«- C 9 u. tu einen Welt-Kincmi
Trier. Siini-oiistrassi- 47 wuni
„Keichsliallen ‘' eröffnet.
Trebsrn h. Grimma. Im Kat«
Kinematograph eröffnet.
Kinishiittel. Kp|M-nd«>rferweg
(Elite-Kino) eröftriet.
sse 9 wujtle unter dem Null,
eröffm-t.
i-h hat im Hause Grosse Sau¬
er eröffnet.
te Steingriilx-i-strass«- ft h mit
>emntographen-Theat«-r.
im Hause Untere Maximilian
atographen eröffnet,
le die <-l«-ktrische Lichtbüln»
skeller zu Trebsen wtirtk- -
25 wurd«- das Koyal-Thcat-
Steven. Herr Micrsch hat itaiinhofstraset- ln ein Liehthi
tlu-ater unter dem Xuinin ..Tonhalb-ntheater" eröffm-t.
Klkl*. H. Sehwarzkopf hat Alter Markt Nr 3» den Kll.ir
Sta«lt - Kino «-röffret.
Itehsi-hwitz. (Kra. t:«-ra i. H.). Da» Kino-Theater Fürst ei
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Hernati Kr.». \i< «I« rhamiin). Hier wurde ein Kincmatogrup
Theater ..Elysium" eröffnet.
I(t\d««rf b. Iterlin. Kin neues Lichtbild-Theater ist in
Dädrielisclu-n Passage. ISergstrass«- 151, 52, eröffnet word«-n.
Essen. .1. Hansbergcr, V'choferplatz 12. I’aris«-r Kii rinn.
f Kuabrin-k. Ander < ;ro**<n»traa»r wurde unter der B«z« ich
,.l.ielit»pi< ’lunts ' ein Tonbild-Tlu-ater eröffnet.
Mülhausen i. E. Apollo-Filiale. Kinenuttograpli mul Toni
Ttu-at«-r. (ölmarei -trasse 12t.
Kayrrulh. Kanalstrass«- IX, Union-Theater.
Iterlin. .Alliance". Lieht- und Tonbild-W-rtriobe-G. ni. b. H.
(Julius l.uehmann) ist in Zahlung»-Schwierigkeiten gerat«-n ■ - ’ - *
batt«- für d«-n 15. «Is. ein«- Gläubiger-Versammlung einberufen
Iterlin. ..Lielitspielkiuist" nennt si«-lt ein neues kincii -
graphisches Unternehmen, das x-on Direktor S. I<ap|tapnrt ""
Praebtsaal «les Westens, Spiehcrnstrassc. eingerichtet wird. I
Theater, «las I2U0 Personen fassen soll, wir«! in vornehmem, niml- rtf
»teil Stil durch den Architekten Arnold x\ Ooedicke ausgefitüt-t.
Mit dem Bau ist bereits begönne-.« worden; die Eröffnung soll ata
I. 1 lezember erfolgen.
obr. Ilre»ileii. Das junge r.ttd alt«* \--lk von Elbflorcnz I-""
jetzt allalH-ndlieb und Mittwoclis, Sonnabends imd Sonntags h
um Nachmittag in d«-n Ansst« lliingspalast. wo \-om 9. Oktober hil¬
ft. November tler Direktor des wisaensebaftlichen Theaters ..K-'»
■nograpbia". «l«-r iM-kaiinte Zix iliugeuieur August Ka«l«-. «len haii»i-
lerisclien und kultun-llen Wert «1er kinematngraphisrhen Kate-’
in 45 Quadrat nietet grossen plastischen Bildern zeigt. Diese 1! tHler
sind nicht ni-rvenerregend, sondern lehrreich und unterhalten«-
Da gibt es Blum«-n und Vög«-I zu sehen neben Poetischem, Drattuio-
»ehi-in und Phantastischem. Da wird uns die Herstellung yon l- 1 --"
kanonen b«-i Krupp und Armstrong gezeigt, neben lustigen P- 1 »-'
bildern und Naturs«haiispi«-len und Sjxirtfesten. Ein gi-dieg-'""'
Unternehmen x-on grösst«-r Beliebtheit in der Elbflorenz!
EKenarli. Das von Frau Kiesen borg geführte Wellt! ■ >'« r -
(ioldschmiedenstraase 14. ging in den Bernte des Herrn Braut igam
Hof. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt «lie
Wand". H«>f. in Wunsiedel ein Kinotheater am 1. Dezember *
«•röffnen. . ._
K»n»lantlnapel. ..Kinema Patin-" bat das von der ital»"««*"*
(>|M-rettentruppe verlassen«- Amplütlieater auf 14 Tage
Es arbeitet programmlos lange historische Films. jedenfsH» »• .
man mir kein gedrucktes Programm — sellist mit Hinweis n
Karl-Zeitung aushändigen. — An der Perastrasse, bei demgrjf^jr
Uafc und Hotel Tokatlinn. bat sieb in ein«-r früheren AutoiuobUn»
das „Uincmas Orientau". aufgetan. Die Ausstattung
auss«-n ist noch nicht vollendet, dafür weht am Portal die turs
Der Kinematograph — Düsseldorf.
No. 19!*.
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De- bestrafte Don Juan, h-jmoriatiach.
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•2». Okt. Der Hund des alten Leiermannes, Drama.
Die zwei Schwestern, Drama. 203 Mete
Der Kalbsbraten, humoristisch. 145 Met
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102 Meter.
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Unsere Kinematographen- und Synchron-Einrichtungen erhielten die
Goldene Medaille auf der Weltausstellung Brüssel 1910.
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Warnung!
Seitdem die „Lichtspiele O. m. b. H." zu Berlin gegründet worden
ist und kinematographische Vorführungen im Mozartsaal unter ihrem Namen
veranstaltet, beginnt eine Anzahl von gleichartigen Unternehmungen in ihren
Ankündigungen den Namen „Lichtspiele“ zu verwenden
Dieses Vorgehen verstösst gegen §§ 12 und 826 des Bürgerlichen
Gesetzbuches, sowie insbesondere gegen § 16 des neuen Gesetzes gegen
den unlauteren Wettbewerb.
Letzterer lautet, soweit er hier in Frage kommt:
„Wer im geschäftlichen Verkehr einen Namen, eine Firma oder die
besondere Bezeichnung eines Erwerbsgeschäftes, eires gewerblichen
Unternehmens oder einer Druckschrift in einer Weise benutzt,
welche geeignet ist Verwechslungen mit dem Namen der Firma
oder der besonderen Bezeichnung hervorzurufen, deren sich ein
anderer befugterweise bedient, kann von diesem auf Unterlassung
der Benutzung in Anspruch genommen werden.
Der Benutzende ist dem Verletzten zum Ersatz des Schadens
verpflichtet, wenn er wusste oder wissen konnte, dass die missbräuch¬
liche Art der Benutzung geeignet war, Verwechslung hervorzurufen.“
Die „Lichtspiele G. m. b. H.“ wird, falls die Benutzung des Namens
„Lichtspiele“ seitens anderer kinematographischer Unternehmungen nicht un¬
verzüglich unterlassen wird, sofort die ei forderlichen gerichtlichen Schritte
einleiten und Klage auf Unterlassung und Schadenersatz erheben.
Berlin, den 12. Oktober 1910.
Rechtsanwalt Dr. Silvio Bodländer, Berlin.
Der Kinematograph — Düsseldorf.
rantie gegeben, dass der Biograph-Film in jeder Hinsicht den
Anforderungen der deutschen Theaterbesitzer entspricht.
Wir offerieren den Herren Abnehmern mit unserem Fabrikat
folgende Vorteile:
1. klare, leicht verständliche Bildermotive,
2. erstklassige Darstellung und Ausführung,
3. tadellose Photographie,
4. Abschaffung der übertrieben langen, ermüdend wirken¬
den Szenen,
5. möglichst wenig Zwischentitel, welche bei manchen
Bildern von so störender Wirkung sind, ganz abgesehen von dem
Kostenpunkt, da diese zur gleichen Taxe berechnet werden.
6. Kurz gefasst, unser Bestreben ist dahin gerichtet,
die Interessen des Abnehmers und die des Publikums zu ver¬
einen. Was verlangt das Publikum? Sich für sein Geld gute,
gediegene, seien es komische, belehrende oder auf das Gemüt
wirkende Eilder ansehen zu können. Was kümmert das Publikum
das Tun und Lassen dieses oder jenes griechischen, römischen
oder mittelalterlichen Helden, wenn noch dazu die Inszenie¬
rung infolge der vielen und umfangreichen Zwischentitel eine
komplizierte u. die Handlung dadurch eine schwer verständliche
wird? Das Publikum wird sich diesen blöden Schaustellungen,
welche anspruchsvoll dem Theater gleichzukommen versuchen,
bald gelangweilt abwenden. Wir meinen damit die Bilder, wobei
für die betreffende ausl. Verlagsfirma, welcher, nebenbei be¬
merkt, unsere deutschen Sitten u. Gewohnheiten durchaus fremd
sind, nur eins in Berücksichtigung kommt, u. zwar die Meterzahl.
WrTffT
Age
n, da für
Ein derartiges, de
echendes Vorgehen missbilligend, geben wir d
g, dass der „Biograph" mit aller Sorgfalt da
n wird, in jeder Hinsicht durch sorgfältigst
getreue Ausführung der Bilder zufriedenzustellen.
Durch diese Mittel u. noch durch viele andere, worüber wir
uns vorläufig noch nähere Mitteilungen Vorbehalten, hoffen wir,
den Theaterbesitzern, sowie dem grossen Publikum den Beweis
zu bringen, dass unser deutsches Fabrikat eine dominierende
Stelle an der Spitze des Marktes einzunehmen berechtigt ist.
Berlin, im Oktober 1910.
Deutsche Mutoskop- und Biograph-Gesellschaft m.b.H.
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Aus dem Reiche der Töne
Vom Nebengeräusche.
Victor A. Rcko.
Wissenschaftlich genau betrachtet sind alle unsere
heute üblichen Sprechmaschinen nichts anderes als Raspeln.
Durch eine von den Schallplatten vorgeschriebene be¬
stimmte Art der Reibung wird die Membrane in Tätigkeit
versetzt und ergibt die Töne, denen wir lauschen. Die
Ursache der Töne alx*r ist und bleibt die Raspel, das Gleiten
des Stiftes in der Rille (Schallfurohe).
Nach dieser Vorbemerkung dürfte es niemand mehr
wunderlich erscheinen, dass bei der durch iSprechmaschinen
erzeugten Musik das Nebengeräusch eine bedeutende Rolle
spielt. Besteht doch diese ganze sekundäre Musik von
vornherein aus Geräuschen, die nur durch eine spezielle
Harmonie zu Tönen werden. Die ersten Grammophone im
Jahre 1x87 hatten Platten, bei denen das Nebengeräusch
die Musik tatsächlich übertonte und noch heute findet man
Apparate, die in diesem Punkte ebenso Erstaunliches
leisten als gewisse Platten.
Jeder Neuling, dessen Ohr noch nicht an die Klänge
einer Sprechmaschine gewöhnt i t, hört das Nebengeräusch
auch heute noeh l>ei den besten Maschinen und Platten
zuvörderst heraus, während sich das Ohr des l>erufsmässigen
Händlers langsam so an die »Sache gewöhnt, dass er förmlich
beleidigt tut. wenn man ihm eine derartige Bemerkung
macht. Woher kommt nun dieses verdammte Neben¬
geräusch ?
Es hat verschiedene Ursachen. Eine gelockerte Schraube,
eine nicht gut angekittete Membrane, Undichtigkeiten,
Fehler im Motorbau, zu viel Oel oder Vaseline, schlecht
genietete oder gefalzte Trichter können daran schuld sein.
Im algemeinen entsteht aber das, was inan sch echthin
als Nebengeräusch bezeichnet, hauptsächlich durch das
Gleiten der Nadel über die Platte.
Es ist eigentümlich: Man hat al- Material für den
Abtaststift (die Grammophonnadel), den häitesten Stahl
als den besten erkannt und verwendet für die Platte ein
Material, das aus Schellack, Tonerd , Schwerspat und
Baumwolle besteht, also nie trotz alle Vorsicht vollkommen
homogen sein kann.
Durch da Spielen entsteht ein Prozess, ähnlich wie beim
Schleifen eines stählernen Messers am weichen Schleifsteine.
Die harte Stahlnade' schleift sieh auf der weichen Platte
stumpf. Die stumpfe Stahlnadel aber passt nicht in die
Rillen der Schallplatte und reibt an de;en Rändern. End¬
effekt ist jedesma' ein unleidliches Kratzen, elien das soge¬
nannte Nebengeräusch
Nun lässt sich dieser Uebelstand ja sehr leicht aus der
Welt schaffen, indem man für Nadel und P atte andere
als die bisher üblichen Material en wählt. Schon das Aus¬
wechseln der Stuhlnadel gegen e n Zahnstocher-Endchen
— also gegen eine Holznadel —„ bewirkt wahre Wunder.
Zwar ist das Spiel viel leiser, aber das Nebengeräusch ist
gänzlich verschwunden und die Töne erschallen in fast
geisterhafter Reinheit und Plastik. Nur muss man darauf
a o Ilten, dass das zu Holznadcln verwendete Holz möglichst
h art st, sonst wetzt sich die Spitze durch, spaltet sich in
zwei Tei'e und spielt dann stets zwei b nach barte Rillen
gleichzeitig durch, was scheusslich schön ist. Brest hafte
Leu e und solche, die Musik an sich wenig lieben, kann man
hierdurch in angenehmer Weise in einen Zustand von
Raserei versetzen. Wählt man jedoch Kokusnussholz
oder jenes australische Hol z. aus dem unsere Kegelkugeln
verfertigt werden, so geht die Sache famos. Und sogar die
Einbuss«* an Schallkraft gegeniilier der Stahlnadel läs,- -
sich leicht w«*tt machen, wenn man den Holzspan s«i schnitzt
dass er in der Mitte verdickt erscheint. Je dicker, kolbig« i
desto lauter spielt «*r.
Patente auf Na«l«*ln aus sog«*nann.tcm tauben Material'
aus Holz. Pflanzenfaser oder Fiberstoff sind mehr als genu
erteilt. Sonderbarerweise wird aber diese Nadel nie ztu
Grammophonspielen, sondern stets zum — Patcntaiimeld»--
benutzt.
Aber auch das Material der Platte liosse sich vorteilha!
ändern. Zufällig leben wir seit einigen Jahren in einer sei.
ni«*drigen Seheilackkonjunktur, sonst wäre man läiu.
darauf verfallen, einen Ersatz für die heute übliche Platt»-
masse zu suchen. Gefunden ist er nämlich schon läng-
Es ist dies das ordinärste Glas, wie es zu Biergiäsem v<
wendet wird. Dieses Glas ist unter Druck im flüssigen /•
stände enorm plastisch und nimmt die feinsten Aufzei»
nungeu der Mntrizze ebenso genau auf, wie etwa die Sch«
lackmasse. Bisher sind auf di«* Verwendung von Glas i
Schallplatten zwei Patente erteilt, worden und di«* Faln .
Pivoda in Kremsier hat auch bereits Platten aus Schm»
glas hergestellt, die in Anbetracht des Umstandes, d;> *
sie bloss Kopien vorhandener Schellackplatten sind,
ganz vorzüglich gelungen l»ezeiehn«*T werden müssen.
Dass Glas und Stahl zwei wirklich gute Neben
räuschverhindcmde Mittel sind, kann man lei- t
durch ein «‘infaches Experiment nach weisen. Fährt n i
mit einer Nadelspitze ülx*r eine Fenst«*rglastaf»*l, so ist
ki*in Geräusch zu hören, fähr man jedoch über ein«» H
gummi- od«*r Schall!müsse-.platte, s«> entsteht ein I
(nicht Schnitt!) in dieser Platte und dalx*i ein ziemli'
Nebengeräusch.
Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass n ni
auch bereits Metall (Blechi für Schallplatten verweint
und neuestens haben die Leipziger Isi-Werke sogar
Zelluloid mit ganz gutem Erfolge herangezogen.
Mag auch ein grosst*r Teil d«*s Nebengeräusches aui *
beim Spielen verwendete Material (Platte und Stift) 11
rückzuführen sein, so ist diesen allein keineswegs alle
Schuld zuzuschreiben.
Bekanntlich werden unsere Schallplatten gegenv 1 -
durch eine auf galvanoplastischcin W«*ge gewönne“*
Matrize vervielfältigt. Es findet dabei etwas einem .V '/.
proz«*sse ganz ähnlich«** statt un«l die Folge davon ist ■ 1 ■'
fast sämtliche der bei der Aufnahme glatt gesclmitt» n» u
Rillen unterfressen werden Ihr Grund ist nicht
sondern körnig und rauh und ihre Seitenwände enthalten,
unter dem Mikroskop betrachtet, so manche Unrege*"
mässigkeit, die keine Existenzberechtigung hat
Wer einmal eine eben im Wachse aufgenomni» ne
Piece sofort abgespielt hat und wer eine vom sogenannten
Schell gewonnene Aufnahme gehört hat. wird diesen Ha se»-
unterschied nie wieder vergessen. Erstere Aufnahme
klingt vollkommen rein und nebengeräuschfrei: letztere
schnarrt entsetzlich.
Geschickte Arbeiter, wahre Künstk-r ihres Un-lic*-
halicn den Versuch gemacht, die durch Galvanopla* 1 ^
gewonnenen rauhen Schallrillen mit M«*sser uml
nachzuschiu'iden und unter der Lupe zu glätten-
V«*rsucli misslang gänzlich, ja er steigerte sogar das Ne M "
geräuBch.
Seitdem man die Ursachen dieser fatalen Erscheine ^
kennen gelernt hat. haben sich unzählige Erfinder.
solche, die « i s werden wollten, damit abgemüht.
dagegen zu finden. Die Zahl der Versuche ist
Der Effekt fast Null.
Der Klaematograph — Düsseldorf.
So 19!)
Zwei ausserordentlich geistreich ersonnene, Irsher ul>er
unseres VVissi-ns praktisch nie ausgeführte Ideen seien
aber hier dennoch wegen ihres möglichen Erfolges angeführt.
Ein Amerikaner — der Xante tut nichts zur Sache —
sagte sich nämlich: Das Xebengeräuseh kommt von dem
Unterfressen, dieses vom Galvanisieren und das Galvani¬
sieren bringt doch bei Erhöhungen (Aufträgen) die schön¬
sten und feinsten Resultate zustande während Vertiefungen
imme r mehr oder weniger unvollkommen geraten. Daher
ist es notwendig, schon heim Aufnehmen statt mit der
Nadel eine Vertiefung zu ritzen (könnte man sie scharf
schneiden, so wäre das Problem auch gelöst), eine Er¬
höhung zu schaffen, etwa indem man eine plastische Masse
ausspritzt.
Die Idee ist heute, mangels der so nötigen plastischen
Masse, nicht lebensfähig, aller dennoch richtig und kern¬
gesund. Denn schon haben wir o p t i s c h e Aufnahme-
verfahren und Ihm diesen wird sicherlich durch das Gelatinc-
Druckverfahren sieh ähnliches, wenn nicht das gleiche
erreichen lassen.
Die zweite gute Idee, welche das Problem lösen könnte.
hatte der Hamburger Patentanwalt .1. X'ces. Er sagte sich:
Nebengeräusch entsteht durch die Reibung von Nadel und
Platte, ergo weg mit der Reibung! Da aller eine Berührung
von Nadel und Platte nötig ist. wenn eine Wirkung iilier-
liaupt auftreten soll, so schaltete er zwischen Nadelsehutz
und Platte — eine Nadel aus Luft ein. das heisst, er führte
einen dünnen, durch die Schallrille sich modifizierenden
Luftstrom von der Düse (dem Nadelschuh) zur Platt«
Bei Walzen ist die Sache technisch liereits gelöst Für
Platten steht die Lösung noch aus. Wer will da unser
Erlöser vom Xebengeräuseh sein? Reicher Lohn würde
ihm winken!
Notizen.
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Allerheiligen
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Itedaktion bestimmten .Manuskript<• «i abse iden zu wollen,
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in titiwn'ii Häiidc*n sind. <Ih sonst für eine Auf nahm«* kriiw*
1 h*währ gelfitrtrt werden kann.
Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten.
Logik und Psychologie in der
tragischen Bildidee.
Im Interesse des Ansehens, das unsere europäische
Kultur liei den Bewohnern fremder Erdteile geniesst. halte
i' h es für wünschenswert, dass die Wilden noch recht lange
den bildenden Einfluss des Kinematographen entbehren
sollten, wie es anderseits auch für unser Verständnis der
Psyche wilder Völkerschaften ein Glück ist, dass wir im
Kino nur das Leben und die Gebräuche unserer Antipoden
zu sehen bekommen und nicht auch die Darstellung von
Handlungen, aus dem die Leidenschaften und seelischen
Konflikte der Wilden 7.u uns sprechen. Sollte sich alter
d-'r Kino die fremden Zonen früher erobern, als wir selltst
uns ihn erobert halten, dann ist es sicher, dass die Wilden
sich sehr darüber wundern werden, wie so wenig unsere
Motive des Handelns von den ihren verschieden sind. .Man
j*'ird schon erraten haben dass ich jene Art von Lieht -
bildern meine, die unter Bezeichnungen, wie ..Drama aus
dem Lehen“, ..spannendes Drama“, ,.packendes Lebens-
bdd“ usw. bei dem gebildeten Publikum ein Vorurteil
Regen das Lichtbild gezeitigt haben. Es kann nicht im
Interesse der Weiterentwicklung des Kinematographen
,<x gen. dass wir uns gegen die Erkenntnis eines Irrtums
'erschliessen, wo ein wenig guter Wille viel Gutes zeitigen
könnte und dies unsomchr. als sieh das Augenmerk der
Berufskritik in unsere- theatermüden Zeit dem Kinemato-
graphen zuzuwenden beginnt und es aliermals unser In¬
teresse ist, durch eben diese Kritik auch das anspruchs¬
vollere Publikum zu gewinnen.
Es ist in der Selbst erhalt ung des Menschen begründet.
dass wir uns über das Staunen recht bald hinwegsetzen,
auch wenn wir in das Wesen einer uns neuen und uns
verblüffenden Sache noch gar nicht eingedrungen sind
Halten wir uns alter erst mit ihrer Existenz befreundet.
uns ihrem Einflüsse assimiliert, dann sind auch unsere
Ansprüche an diese Neuheit ebenso grttss. als ihn Ent
wicklungsfähigkeit. Gerade weil die Filmfabrikation in
den letzten .Jahren so Vorzügliches geleistet, darf sie U*i der
Herstellung dieser Gattung von Bildern nicht übersehen,
dass, je mehr diese Bilder sich dem Drama der Sprachbühne
nähern auch unsere Kritik die letztere zum Vergleiche
heranzieht, und wenn wir uns auch bemühen, den Begriff
und das Wesen eines Kunstwerkes nur soweit auf die Licht¬
bilder auszudehnen, um uns das Vergnügen an ihnen nicht
selltst zu schmälern, so darf doch die Industrie der Film¬
fabrikation diese ihr bereitwilligst eingeräumte Konzession
nicht so weit treiben, dass sic uns mit den meisten dieser
Dramen mit einem Seluage weit hinter die Periode der
geschundenen Haubritterzeit zurückwerfen will, und dass
solche Attentate auf unsere Vernunft zur Folge haben, das-
jedermann sich sträubt, hier mitzugehen, ob mm die handeln
den Personen in moderner oder in griechischer Gewandung
ihn* spannenden und packenden Handlungen begehen.
Wohl ist es wahr, dass sieh die Frauen der unteren
Volksschichten einen» solchen packenden Bilde mit ganzer
Seele hingehen, dass die Kinder vom Kino geradezu
beherrscht werden; es ist wahr, dass das aufflammende
Licht so manches nasse Auge sehen lässt, bekannt ist es
alter auch, dass der uebensitzende M a n n, mag er auch der
gleichen Bildungsstufe angehören, über das Geriihrtaein
seiner Nachbarin herzlich grinst und dass <k*r intelligenten
Teil des Publikums, soweit er noch immer nicht vom Kin<>
enttäuscht ist und auf den Besuch verzichtet, mit ironischen
Bemerkungen über die „schrecklich rührende Nach«
durchaus nicht spart. Dies ist eben jener grosse Teil d«-s
Publikums, der sich nicht ohne Widerspruch suggerieren
lässt, dass Handlungen, aus angehäuften Effektaaenen
bestehend, Dramen aus dem Lehen sind.
No. 200.
Der Klnematograph — Düsseldorf.
Wir hätten wahrlieh keinen Giund, uns «ilier die Dramen
von KauiHich. Müllner, Zacharias Weiner zu belustigen, die
..Verhängnisvolle Gabel" Plate-rs als «las Prototyp roman¬
tischer Verirrung hinzustellen, über die Marlilt und ihre
Mitschwcstem vom Fache der . ach so schönen Romane"
zu lächeln, wenn wir bedingungslos an die Helden der
..spannenden" Bilder glauiien könnten, die immer um so
heftiger von Tugend triefen, je mehr der ihnen ang« dichtete
Gegner ein Ausbund an Schlechtigkeit ist. und alle diese
Unmöglichkeiten nur zu dem Zwecke, damit die Devise
des Kino weiter heisse: ..Du sollst und musst gerührt
sein", und nicht : ..Dem Guten, Wahren und Schönen."
Wir hätten keinen Ibsen erteilen dürfen, um uns damit
einverstanden zu erklären, dass durch willkürliche Gegen¬
überstellung von Kontrasten ein wirkungsvolles Drama
von 400 m Länge und ebenso viel Metern Unbehugen
entsteht. Nein, meine Herren Filmfabrikanten! Ihre
Regk-kunst und ihr Insze-nierungsge schick lassen wir un¬
geschmälert gelten; aber niemals kommen im Leiten Tugend¬
bold tutd Bösewicht in so nahe Berührung, als dass der
Dichter der Bildidee die Freude erleben könnte, aus den
sich nun ergebenden Situationen und deren wahrschein¬
lichen Folgen ein spannendes Drama zu konstruieren.
Jeder dieser beiden schafft sich eine Welt, in der er ohne
Gefahr für sein Leben existieren kann, aller viel lebens¬
wahrer und interessanter sind die Situationen und die
tragischen Konflikte, die aus «len Motiven des Handelns,
aas dem psychologischen Müssen der Personen eines Dramas
und des Isüiens hervorgehen, auch wenn diese Personen
nicht ge-rade verabst he i.ungswiirdige Bösewichte sind.
Und der Re zitator und Bilderkliire r wirel sich umsonst
bemühen, uns vom Gegenteil zu überzeugen Die Annahm ».
dass das Drama eles Lichtbildes lediglich in die Begeben¬
heit und nicht in die Wirkeuig eines Charakters die* Spannung
legen darf, ist eine* Begriffsverwechslung und ein kühnes
Uebe*rspringe*n, vielleicht auch Unkenntnis alk*r psycho¬
logischen Voraussetzungen. Selbst der Roman, dessen Auf¬
bau durch willkürlich eingeschntx ne* En ignisse* und Zu-
samme-ntreff«-n über das menschliche Müssen und den Be-
griff von Ursache und Wirkung hinwegtäuschtn kann,
muss immerhin an einer Logik im Handeln festhaltcn. die
durch die Erfahrung begründet ist und nie kann die Phan¬
tasie des Dichters den Leser so weit führen, dass ihm alk*
Kritik genommen werde. Im Lichtbilde aller sieht der
Zuschauer die* IVrsonen hande ln und jede technische* Will-
kürlichkeit fällt ihm sofort auf, wenn sie* seiner Logik und
Erfahrung zuwiderläuft. Eher lässt er sich einen Anarchro-
nismus gefallen, wie e*r ja in den Dramen historischer
Gattung oft genug mit unterläuft. Der lustigste Schwank
französischer Provenienz darf im technischen Aufhau keine
Lücke auf weisen, seillen die Situationen, und wären sie
neich so drastisch, auch wirken können. Gerade aller im
Licht bilde» kann e s am wenigsten gelingen, die logische
Denkfähigkeit de« Be*schauers zu negieren oder durch
Anhäufung von Ereignissen einzuschläfern, eben weil es
viel zu ergänzen gibt, weil der Zuschauer nirgends so sehr
wie beim Lichtbilde seine Geisteskraft zu Hilfe nehmen
muss, um den Faden nicht zu verlieren und weil die Sprache
als erklärender und vermittelnder Faktor fehlt, der un¬
sichtbar. ungesehen, die den Lauf der Handlung beein¬
flussenden Ereignisse begründen soll.
Was nun selbst Schiller in seiner „Braut von Messina"
und Sophokles in seinen Schicksalsdram« n heute nicht mehr
gelingen will, dass wir uns nämlich mit dem Gedanken an
ein unabänderliches und unabweisliches Schicksal be¬
freunden, um die durch keine psychologische Begründung
liedingten Erlebnisse und Konflikte der handelnden Personen
miterlebe» zu könn**n, das kann dem Licht bilde zufolge
der fehlenden sprachlichen Erläuterung noch viel weniger
gelingen. Und je höher der äussere szenische Apparat dis
Lichtbildes sich entwickelt, um so auffälliger wirkt di<
innere Gedankenarmut und die dichterische Schwäche des
Dramas selbst. Es ist überflüssig, zu sagen, dass, so lang«
der Schwerpunkt der Handlung nicht in der Entwicklung
selbst liegt, sondern in der reinen Episode, die übrigen-
das Kinnzcicbin jtdis Nt nsationsliteratur-Produktes ist
wird auch von einer versöhnlichen Stimmung der für di.
Lebensfähigkeit des Lichtbildes in Betracht kommend, n
Kreise keine Rede sein können. Es darf gerechter«<*i>.
nicht übersehen werden. «lass jedermann gegen alle Alt von
Sensation misstrauisch wird, die als solche Selbstzweck /..
werden droht, und am wenigsten sollte das Lichtbild fiii
sich din Ruhm in Anspruch nehmen wollen, ihr zu dienen
Ohnehin benutzen die berufinen und unberufimn Pächt. i
von Moral und Sitte jede Gelegenheit, der IJchthildkunst
aus einer Irrung im Geschmack einen Strick zu drehen
Auch darf nicht iilx-rwehtn werden, dass die im Hasten <l<
Zeit begründete Theatern« üdigkeit mid die geringere l)i-
Position für längere theatralische Vorgänge der Popularitä
des Lichtbildes auch bei den besten Schichten der B>
völkerung entgegen kommt; doch darf auf diesen günstig, i
Umstand hin nicht flott gesündigt werdet«.
Es ist eine häufig konstatierte* Tatsache, dass selbst
das humoristische Bild nicht durch seinen Humor wirkt
denn der ist meist nicht minder geauält, als die tragisch
Bildidee*, und noch immer müssen Tricks und Verzerrung,
den wirklu hen Humor ersetzen, aller das humoriatisi 1
Bild ist willkommener, weil es e*ine* Tendenz ni. ht melk,
lässt, die auf i!’e liesserc Ueberzeugung Attentate* vcriil '
Man lässt sich eben eine verzerrte* Situation viel eher v
fallen, auch wenn sie grotesk ist, als eine Tragik, elie* in <!•
Groteske enekt. Die tragischen Bilder zeigen uns k.-ii
Entwicklung, sondern eine Konsequenz und die ist tab»
Noch nie* ist ein Spieler dureh den Tod e*ines ihn» Xal
stehenden ge*heilt worden, auch wenn er den Tod \
schuldet butte-. Ein Trinker befriedigt se ine Leidens«!
gleichfalls ülier Leichen hinweg oder ir stirbt am Delirin
Versöhnende Allschlüsse* gibt es nicht im Leben. zu min. 1 1
nicht in de*m Rahmen von Zeit und Raum, wie sic
kurze Lichtbild umfassen kann. Und mögen die einzeh ii
B ilder noch so rasch aufeinander folgen, dass uns nur •)
keine Zeit bleilie, elie Eineirücke zu verdauen und zu ii*
denken, unsere gesunden Sinne lassen sich auf elie Da 1
doch nie*ht betäuben. Wir verlangen vom Liehtl>
keine erschütternden Vorführungen, die etwa an ■*
.Schreckenskammer des Panoptikums gemahnen, doch ge¬
rade weil das Lichtbildtheater iil>i*rall so postiert ist. <*
es zu unvorbereitetem Besuche einladit, soll es das Tb* 1
so ersetzen können, dass sich der Besucher ein erheb, i 1 -
und befreiendes Gefühl für den draussen tobenden m
tagskampf holt. Emst und Humor, Belehrung und Stn a»
in der jetzt gebräuchlichen Abwechslung mag di -hall»
immerhin bestehen bleiben.
Leopold Schmidl
Neue Patente auf dem Gebiet der
Kinematographie.
Auf dem Gebiet der Kinematographie sind auch im ver '
gangenen Vierteljahre* zahlreiche Patente veröffentlicht wor¬
den. Dieselben wurden teils deutschen, teils ausländische
Erfindern erteült. Es begegnen uns da die Namen vers« hi« •
ner bekannter Firmen. Die Kine matographie ist ebe n eu
moderne Kunst, eine moderne Technik, welcher sich ■
Interesse» mit Recht zuwendet. Es ist nicht möglich.
Erfindungen des verflossenen Quartales auf
Räume zur Besprechung zu bringen. Versuchen wir da
die wichtigsten vorzuführen. «eher
In Bezug auf die Foitschaltung kinematographi
Bänder interessiert ein „Verfahren zum sehn' 1 " ^
Weiterschahen von kinematographischen Bildban
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Benutzung ein«-s während des Arbeitskreislaufos^.Die Platte schnellt mit sehr grosser Geschwindigkeit vor dem
mit wechselnder Geschwindigk«'i sich l>cwegenden Schalt-W Objektiv vorliei. Eine mit ihr verbundene Elektrode ruft
organes.“ (Messters Projektio i (1. m. h. H.. 222 863). J «lie zur Belichtung notwendigen Entladungen der Leydenei
Ks ist an sich bekannt. Kine natographenbänder durch',. Flaschen durch Vorbeischnelk*n an Elektroden der ersten
Organe fortschalten zu lassen, welche sich während ‘
ihres Umlaufes mit verschiedener Geschwindigkeit be¬
wegen Die Erfindung betrifft aber ein besonderes
Verfahren dieser Art. Und zwar soll die Einrichtung
getroffen werden, dass die zur Fortschaltung wirksame
(ieseh w indigkeitskomponente des Fortschaltungsorganes
im Augenblick des Fortschaltcns ein Maximum wird.
Dies wird dadurch erreicht, dass das die Weiter¬
schaltung des Bandes bewirkende, um eine Achse um¬
laufende Organ vermittels eines Umlaufsgetriebes noch um
eine zweite, zur ersten exzentrische Achse gedreht wird.
Auf einer Antriebswelle ist eine Scheibe aufgekeilt, welche
einen drehbaren Zapfen trägt, der eine zweite Scheibe hält.
Auf letzterer befindet sich das zur Fort Schaltung des Bandes
dienende Organ, z. B. ein Zapfen. Die Winkelgeschwindig¬
keit des letzteren wird im Maximum gleich der Summe der
Winkelgeschwindigkeiten der Antriebswelle und derjenigen
der Scheibe, die das betreffende Antriebsorgan trägt
Gegenstand einer anderen Erfindung bildet eine „Vor¬
richtung zur Herstellung kinematographischer Röntgen¬
aufnahmen auf einzelnen, rasch gewechselten Schichten“.
(Polyphos-Münehen. 225 777). Dass überhaupt Röntgen-
kinematogramme ein Gebiet sind, welches nicht unangebaut
bleiben darf, war schon längst klar. Hier bietet sich aber
wohl noch ein grosses Arbeitsfeld. Die genannte Erfindung
besteht in der Hauptsache aus einem Auslösemechanismus,
mittels dessen die im Kassetten- bezw. Plattenraum hinter
der vordersten Kassette (Platte) befindlichen, unter Feder¬
druck stehenden und dadurch die vorderste Kassette (Platte)
im Kassetten- bezw. Plattenraume nach vom drückenden
unbelichteter» Kassetten (Platten) zuriiekgesohoben werden.
Dadurch wird die vorderste Kassette (Platte) frei, und sie
kann infolge ihres eigenen Gewichtes durch einen Schlitz
des Kassetten- bezw. Plattenraumes hindurch nach unten
fallen. Die Vorrichtung ist des Näheren etwa dadurch
gekennzHchnet. dass die Kassetten Stifte tragen, welche
durch Federn an andere Stifte gedrückt werden, welche
auf einer unter bestimmten Winkeln drehbaren Achse
sitzen. Es ist dabei die Einrichtung so getroffen, dass bei
Verdrehung der Achse die vorderste Platte herunterfallen
kann, wobei die übrigen im Kassetten-Raume befindlichen
Kassetten zurückgehalten werden.
Schnell hintereinander folgende photographische Auf¬
nahmen eines Vorganges oder eines sich bewegenden
Körpers soll man mittels eines jüngst geschützten Ver¬
fahrens erhalten. Dasselbe nennt sich: „Verfahren und
Vorrichtung zur Herstellung kinematographischer Reihen¬
aufnahmen mit rascher Bilderfolge, bei welchen eine licht¬
empfindliche Schicht, etwa eine photographische Platte
oder dergleichen, vor einem Objektiv mit stetiger Ge¬
schwindigkeit vorbeigeführt wird, und wo zur Erzeugung
der Belichtung eine Batterie Leydener Flaschen, sowie eine
zweifache Funkenstrecke benutzt wird.“ (B. Schlossarew-
Damistadt. 225 879). In einzelnen Teilen ist ein solches
Verfahren bekannt. Ebenso ist die Benutzung von Leydener
Flaschen und einer doppelten Funkenstrecke nicht neu,
deren eine die Auslösung, deren andere die Beleuchtung
lx*sorgt. Duch die bekannten Verfahren konnten jedoch
nur einzelne wenige und ungleichmässig belichtete Auf¬
nahmen erzielt weiten, da immer nur ein Funke oder die
langsamen Schwingungen eines von einem Induktorium
erzeugten Funkens benutzt wurden, sodass diese Verfahren
für .Serienaufnahmen nur in beschränktem Masse Ver¬
wendung finden konnten. Die .Serienaufnahmen nach der
Erfindung stehen zwar an Zahl den liekannten kinemato-
graphischen Aufnahmen nach, alx-r es wird eine ausser¬
ordentlich rasche Aufeinanderfolge und eine gleichmäßige
Stärke erzielt. Das Ziel wird durch folgende Mittel erreicht.
Funkenstr* cke hervor. Diese Elektroden sind hinter¬
einander in gleichmäßigen Abständen angeordnet, und
stehen einzeln mit den inneren Belegungen der Flaschen
in Verbindung. So entwerfen di«- einzeln von je einer
Leydener Flasche erzeugten Funken nacheinander in
gleichmäßiger Stärk«' und in bestimmten kurzen Zeit
ahechnitten je ein Bild eines sich bewegenden Kürp«>rs auf
der photographischen Platte.
Farbige Kinematographenbilder lassen sich liekannt-
lieh durch liemalte Schwarz-,Weiß-Photographien auf
Bildbändern h«*rstell«*n. Die Erfahrung hat als-r gezeigt
«laß daliei nicht jed«-s Bildchen farbig zu s«'in braucht.
Es genügt vielmehr, wenn farbig«* und sehwarzweisse
Bilder auf «lern Banth* abwechseln. Da hiernach nur «*in
Bruchteil des Filmes zu kolorieren ist. können «lie einzelnen
Bild«-hen bei gleichem Kostenaufwand«* sorgfält ig«-r ausge
arbeitet werden. Dadurch ist das Regiaterhalten der einzelnen
Farbflächen Ixtsser als bei weniger gut kolorierten Bilder»,
gesichert. Es wurden nun „Kinematographische Bildband« )
lieliufs Herstellung f farbiger Kinematographien" IO
Schlochauer-München. 225 438 ) patentiert, welche von d«*n
ang«*deuteten optischen Vorteilen Gebrauch machen. Si<
sind dadurch gekennzeichnet , «lass auf ein farbig«*s Biltl oder
auf mehrere ein schwarzes Bild. od«*r mehrere derselben
folgen.
Es ist bekannt, kinematographische Bildband«-!' ii
der W<-iso herzustellen, dass durch photographische Wied«*r
gäbe oder durch photomechanische Druckverfaliren herg«
stellte kurze Bildstreifen auf einem Tragbande befestig»
werden. Ausserdem ist bekannt, Bildbänder für Beleuchtung
in auffallendem Licht herzustellen. Ein n«*ue.« „Verfahr«»
zur Herstellung von kinematographischen Bäntiem, na« i
welchem von vom zu bele'.icht<*n«l«* Bildbänder auf «*in Bau«
aufgebracht werden“ (Uh. Dupuis-Vinoennes, 223 7«>‘
will den Vorteil bieten, dass die Bildstreifen ohne freki
Rand gefertigt werden, was natürlich eine nennenswert«
Ersparnis bedeutet. Die Lochungen werden hierliei in «I« i
freien Rändern des Tragbandes angebracht. Um trotz
d«*ssen die notwendige Ueliereinstimmung zwischen «l«-»
Bildern der Stn*if«‘n und «h'ii Lochungen d«*s Tragbaml«
zu gew&hrleisten, ist ein liesonderes Verfahren anzuwend« )»
Es ist nämlich erforderlich, während die Löcher auf dem
Tragbande erzeugt werden, «lie Bilder zu projizieren tin«!
die Löcher so anzubringen, daß «ii«' Lage der Mitten «I«t
Bilder auf dem Bildschirm unveränderlich bleibt.
Gegenstand einer für di« Spielzeugindustrie bestimmt" 1
Erfindung ist ein ..Spielzeugkinematograph. bei welch«m
die Wi«*dergal>e «1er photographischen ielxmden Bilder unter
Benutzung eines Filmbandes mit in der Längsrichtung «*<"
Bandes nebeneinander liegenden, nacheinander zur Pr«>ji
zierung gelangetulen Bildreihen erfolgt.“ (Meßters In¬
jektion, G. m. b. H.-Berlin. 224 610). Diese nebeneinaiuhr
liegemlen Bildreihen, im vorliegenden Falle 4. sind ab-
"wechselnd in entgeg«*ng«*setzt«*r Richtung aufgenoninten
So verläuft beispielsweise die erste Reihe von unten m'"*
oben, die zweite von oben nach unten, usw. Dement*
sprechend erfolgt auch di«- Vorführung der Bilder durch ab¬
wechselndes Auf- und Abrollen des Filmbandes, wobei ' l,r
j«»desmaliger Projizierung einer Bilderreih«' «'ine g'
seitig« 1 Verstellung zwischen Filmband und Objektiv statt-
zufinden hat, um die jeweilig vorzuführende Bildreihe »
«lie optische Achse des Objektives zu bringen. An sich sin
«lerartige Vorrichtungen liekannt. Die Erfindung bezie*
sich aber auf besondere Einrichtungen zur gegenseitig"*
Einstellung von Objektiv und Filmban«! für <li«' jeflesnwWJ
Vorführung einer Bilderreihe. Ihr kennzeichnendes
liesteht darin, daß das Objektivgehäuse und ein die L> c
quelle aufnehmendes Gehäuse gemeinsam mit Bezug » u *
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ganze Breite der Bildbandführung verstellbar sind. Die
Führung für das Bildband seihst ist unverrückbar ange¬
ordnet. Nach jeder Vorführu lg einer Bildreihe wird also
das Objektiv mit der Liehtquel e vor die nächste Bilderreihe
gebracht, und diese wird in entgegengesetzter Richtung
vorgeführt. Die Vorrichtung r ir den Antrieb der Organe
für die ßildschaltung ist im übrigen so eingerichtet, dass die
Kurbel des Apparates ohne weiteres abwechselnd in der
einen und in der anderen Richtung gedreht werden kann,
um dadurch das Band nach Einstellung des Objektives
abwechselnd ab- und aufzurollen.
Noch ein anderer „Spielzeugkinematograph“ wurde
derselben Gesellschaft geschützt (225 878.) Nach dem
Patentanspruch Ijesteht das charakteristische Moment
darin, dass für die ruckweise Weiterbewegung des Bild¬
bandes vor und hinter dem Bildfenster je ein Fortschalt¬
organ vorgesehen ist. Es kann dassella» ein Schläger oder
ein Nocken sein. Das eine Organ wirkt beim Abwickeln,
das andere l»eim Auf wickeln des Bandes.
Bei der Filmbandliewegung ist vielfach der Uebelstand
vorhanden, dass die an den Rändern der Bänder liefindliche
Lochung, in welche die Zähne von Transport walzen ein-
greifen. von den verschiedenen Fabrikanten dicht in durch¬
aus gleichmässiger Teilung ausgeführt werden. Obgleich
diese Unterschiede allerdings nicht sehr gross sind, so gibt
diese Verschiedenheit doch Anlass zu Betriebsstörungen
und Ungenauigkeit'-n der Bild'iage. Selbst l>ei Films von
ganz gleicher Lochteilung wird diese doch allmählich ungenau,
indem die Bildstreifen mit der Zeit etwas zusammen
schrumpfen. Bei einer neuen ..Vorrichtung zur Bewegung
der Filmbänder von Kinematngraphen“ (H. Biickmann-
Hamburg. 224 888) ist daher folgende Einrichtung ge¬
troffen. Die dem Bildfenster zugekehrte Walze hat eine
etwa« grössere Umdrehungsgeschwindigkeit als die andere.
Dadurch wird das Filmband mit seiner Lochung gegen die
Zahnflanken der Walze gezogen. So wird toter Gang ver¬
mieden. und es gleichen sich Unregelmässigkeiten in der
Lochteilung aus. Die voreilende Walze ist derartig mit
ihrem Antriebe verbunden, dass Ihm eintretender zu grosser
Spannung des Bandes die Bewegung der Walze vermindert
wird.
Ferner wurde ein ..Verfahren zur Herstellung oder
Projektion eines Bildbandes für Kinematographen' * 1 ge¬
setzlich geschützt. (C. Rossi-Turin. 225 546). Hier handelt
es sich um Bilder, welche mit ihrer Höhenrichtung senk¬
recht zur Achse des Band«'« stehen. Der Erfinder schaltet
in den Strahlengang optische Mittel ein. welche bewirken,
«lass das erzeugte Bild um eine zur Ebene des Bildes senk¬
rechte Achse um 90 Grad gedreht wird.
CSS) II
Aus der Praxis
tssgg)
her Film-Fabrikanten-Verband erlässt folgende Krklärung:
„Wir, die Unterzeichneten Firmen, erklären hierdureh. «lass
wir nach wie vor Films nur verkaufen mid nicht verleihen.
1. The Hepworth Manufacturing Company, <5. in. b H„
K. Glombeck St Co., Vertreter von:
2. Milano-Films.
3. Adolfe Croce Sc Co.. Mailand.
■I Pasquali Sc Co.. Mailand.
5. Le Lion. Paris,
fi. Gustav« Lombarde. X«a|iel.
7. Continental-Film-Comp.,
8. Helios. Turin.
9. Cines. Aktien-Gesellschaft. Koni.
10. Monsters Projektion. Gtwellschaft in. b. ti¬
li. Max Loeser. Vertreter von Kak«igli St Robert. Paris.
12. Vrlian Trading Company.
13. Eclipee, Kinematogruphcn- u. Filmfabrik.
14. Radios-Films.
15. Duskes Kinematographen- u. Filmfabriken. G. in. b. H„
18. Imp-Films-Co. of Amerika, Carl Lninmle, G. m. b. H„
17. Edison-Gesellsehaft m. b. H„
18. Films und Kinematographen ..Lux“.
18. Deutsche Bioscop«-Gesellschaft m. b. H.
Max Oppenheimer, Vertreter von:
20. Selige Poliscop-Co.,
21. Essanav-Film-Co..
22. Lubin-Fibns.
23. Am«iriean Biograph-Films.
24. Deutsche Yita>co|>c-Gescllschaft in. b. H.
Henry A. Müller, Vertreter von:
25. tYick* and Martin.
28. Clarendon Fibn-Co.,
27. Barker. M. I\. Ltd..
28. Avelyne und Delalande. Paris,
29. W. Dutacher St Sons. Ltd.
Max Bernhardt, Vertreter von:
30. Ambrosio-Filins,
31. Svea-Films,
32. Deutsche Mutosixipe- u. Biograph-G<<*ellscliaft in. b. H..
33 leon Gaiunont. Paris,
34. Aquila. Turin.
35. G. Melies. Paris.
Otto Schmidt. Vertreter von:
38. Itala-Films.
37. Vitagraph-Films,
38. Eclair-Films.
39. Nordische Films-Comp..
40. Le Film D’Art,
4L Pathä freres.
obr. In Dresden sind wieder im Laufe des Oktober zwei neu
Kinotheater eröffnet: „Coloeseumtheater,“ Freibergerplatz 20, ii
der Altstadt, und in der Neustad* eine Filiale des ..Welttheater-
auf der Hauptstfasse, unweit des Kgl. Sebauspielliauses.
-Hg- Für den Kinemalogrzphen. Es gab eine Zeit, wo <1
Kinematographenbesitzer wobl die bestgehassten Leute war« i
Es soll allerdings nicht bestritten werden, das manch«« Auswiich-
mit R«*cht von allen Einsichtigen bekämpft wurden, die altgemiii
Achtung ging aber entschieden weit über da.- Ziel liinaus. Versclii«
dene Anzeichen sind liemerkhar. dass allgemach auch in weiten i
Kreiwn «lic Bedeutung des Kinematographen anerkannt wird. \
ein solch.es erfreuliches Zeichen der Z*«it mag eine in der „Leipzig
Abendzeitung" vom 10. Oktober veröffentlichte „Stimme aus «1«
Leserkreis«''' angeführt werden. Der Verfasser gib: zu, dass vi«•!«•
minderwertige Films eine Zeit lang eine gewiss«« Gefahr für Kind r
boten, wendet sich aber gegen diejenigen, die das Kind mit «I«»i
Bade aussehütten wollten und gegen alle Kinematographen <
Felde zogen; mit R«*elit meint er. dass die Polizei bemüht sei. «I -
irgendwie Anstöasige auazuinerzcn, sodass d««r Kinematograph. «
er jetzt sei. keine (iefahr für Kinder darstelle, im Gegent- •
Dann fährt unser Gewährsmann wörtlich fort: „Ich selbst In«
mir mit meinem Jungen und einein seiner Gespielen «iie K«
matograplu«n angesehen und die Bilder und ilire Wirkung aut
Kinder beobachtet. Ich muss aber off«>n gestehen, die Vorführung ««
halten mir recht g««fallen, und die Wirkung auf die Kinder ist i
recht uiib*«denklicli erschienen. Wenn auch die humoristisch« n
Bilder manchmal etwas übertrieben waren, so freuten sich die Kin >
doch ebenso herzlich wk« über die Streiche des Kaspars od««r «ii«’
grot«»8ken Figuren in den Kindertheatervorstelhmgcn. Ich tu«
eine Gefahr bedeuten die Kinos mit ihrem heutigen Programm
keinesw««gs. Die „Dramen“ i«: ihrer jetzigen Gestalt habe ich «"
einfach und realistisch gefunde-.i. dass i<-h mir ««ine b>«apn« Bekannt -
machimg des Kindes mit den Vorgängen des Lebens nicht d««nk««n
kann. Immerhin ist das und das doch noch vi««lleicht für Kii l"
ungeeignet, wie di«« Lmbesszenen zum Beispiel. Aber dann dürfte
man wohl «lie Kinder überhaupt nicht a«is dem Auge lassen und
ihnen weder eine Zeitung n«H«h sonst ein Buch, nicht einmal d««'
Klassiker (allenfalls in Roer.nscher Bearbeitung) in die Haml ge 1 "' 11 «
I<«l« halt«« es sogar für empfehlenswert ."dass di«» Eltern. sow«i>
Zeit haben, seihst mit ihren Kindern in d««n Kinematogra) h««n-
thi'ater gehen tuid erläutern und k«>rrigieren. wo es irgend i!"» 1 '
Jedenfalls erscheint mir eine Bekämpfung der Kinos an sieh durch¬
aus unangebracht.“
* Kinofilms lür die Türkei. Der Kino liat natürlich - "«•"
Einzug auch in die Türkei gehalten und ist mit Enthusiasmus br -
grösst worden, der. wie erklärlich, deshalb um so grösser ist, als man
gerade in dieser Beziehung noch sehr w««it zurück war. Ist cs doco
unter dem alten Regiment, also noch vor wenigen Jahren, streng ver¬
boten gewesen. Bilder vom Sultan zu zeigen. Um so bess.-r sind
die jetzigen Aussichten für den Kino in allen Städten «Vr • " r '. l ‘
(■ätschen und asiatischen Türkei Vor allem kommt Saloni« ni *
fortgeschrittenste Stadt in Betracht: es ist ja Is'kannt, dass von
aus «lic Bew««gung ausging, die «l««n alten „Verbrecher* stürzt ■' “««
«lie jetzt das Regiment in Händen hat. Es gibt in Salonk'hi
Kinos, der fünfte wur«ie während «1er letzten Wochen eist u
gerichtet. Alle dk«se Etablissements sind gut besucht, und h« ' 11 '' ,
«l««r Verhältnisse schätzen die Anzahl «ler Besucher für j««deii v
auf 3500 bis 4000 Personen, die Geschäfte lassen also nk-nts
wünschen übrig! Di«« Films stammen aus Frankreich und
sie werden meist mietweise b«*zogen. (Wie scliade ist es nur.
Deutschland sich in dieser Industrie so gar sehr zurückhalt««n<l «-
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Das Tonbild und die Sprechmaschine.
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III.
In Fortführung meiner Darlegungen iilter die Kontroll-
iind Hilfsmittel für den (deichlauf von Sprechmaschinen
und Kinematographen komme ich nunmehr zu den An¬
zeigevorrichtungen. bezüglich deren ich in erster Linie von
der (llühlam|N> als Signal liei Störungen des Gleichlaufs
sprechen will. Wir haben es hier in der Hauptsache mit
zwei Systemen von Alfred Duskes und der Deutschen
Bioskop-Gesellschaft zu tun. Wie ich schon im ersten
Kapitel betont habe, machte man Ixi der Verwendung von
Glühlampen als Störungssignal die unangenehme Erfahrung,
dass das Aufleuchten und Verlöschen d»*r einzelnen Glüh¬
lampen und das dadurch entstehende Flimmern nachteilig
auf die Augen und der den Apj»arat bedienenden Personen
einwirkte und dadurch die Kontrolle des gleichmässigen
Ganges beider Apparate beeinträchtigte. Nach der einen
Methode Duskes soll diesem Uebelstand dadurch abge¬
holfen werden, dass das von einem Apparat angetriebene
Rotationsorgan nicht vor. sondern über der Glühlampcn-
reihe rotiert und die einzelnen Lampen abdeckt. Wenn
das Rotationsorgan sich stets genau ülier der momentan
brennenden I.ani|M> des Glühlampenkranzes befindet, ist
der Gleichlauf hergestellt, im anderen Falle gestört. Von
Vorteil ist es hierbei al)er. dass eine Lichtwirkung über¬
haupt nicht eintritt. Das Aufleuchten der Lampen wird
nur dann sichtbar, wenn z. B. der Kinematograph zu rasch
läuft, wodurch das von ihm bewegte Rotationsorgan der
im Glühlampcnkianz entstehenden Bewegungserscheinung
vorauseilt. Trifft dies ein, so hat die Bedienungsperson
nur den Kinematographen langsamer zu drehen, bis das
Kontrollorgan die jeweils aufleuchtenden Lampen wieder
abdeckt.
Die zweite Neuerung von Duskes bedient sich eben¬
falls der Glühlichtsignale, jedoch nicht in der Form, dass
eine Gliihlam|te l*ei Störungen aufleuchtet, sondern es soll
je von der Sprechmaschine und «lern Kinematographen
aus eine Glühlampe in gewissen Zeitabschnitten zum Auf¬
leuchten gebracht werden. Sowie beide Lampen brennen
ist der Gleichlauf vorhanden. Dieser Vorgang tritt in ge¬
wissen Zeitintervallen in die Erscheinung.
Was die l>eiden Neuerungen der Bioekop-Gesellschaft
anltelangt. so handelt es sich um eine ursprüngliche und
eine Verbesserung dieser, und zwar im Gebiete jener Signal-
Einrichtungen mit Hilfe von Glühlampen, welche !>ei
Drehung der Sprechmaschine unter Erzeugung einer kreis¬
runden Bewegungserscheinung abwechselnd aufleucliten
und erlöschen. In Anlehnung an dieses Prinzip besteht die
Neuerung darin, dass der Glühlampenkranz auf einer
rotierenden Scheibe angeordnet ist. die der Kinematograph
liewegt. Die Bewegung erfolgt in einer der des Glühlampen-
kranzes entgegengesetzten Richtung, wodurch bewirkt
wird, dass jede Evmpc des letzteren l>ei Gleichlauf der zu
kontrollierenden Maschinen immer an einer bestimmten,
durch eine feststehende Marke hezeichneten Stelle auf¬
leuchtet. wobei ein fest stehender, von den einzelnen Glüh¬
lampen gebildeter leuchtender Punkt entsteht, dessen Ver¬
schiebung im einen oder anderen Sinne Störungen im
Gleichlauf der Apparate anzeigt. Diese Einrichtung ist
später dahin verbessert worden, dass die den Glühlampen¬
kranz tragende Scheibe feststeht, während sie sich früher
l»ewegte: eine rotierende Bewegung dagegen führt hier der
die Stromzuführung für die Lampen liesorgende Strom¬
verteiler aus. Bei Gleichlauf der Apparate wird demnach
immer nur eine Lampe an einer bestimmten Stelle auf
leuchten, die durch eine feste Marke gekennzeichnet ist
während sich der durch die brennenden Glühlam|)en ent¬
stehende leuchtende Punkt im Falle einer Störung nach
der einen oder anderen Richtung hin verschiebt. Der er
wähnte Stromverteiler wird durch den Kinematographen in
Bewegung gesetzt. Zahlreicher gegenüber diesen Lampen
Signalen sind die Anzeigevorrichtungen mechanischer Art
Sie bilden zwar auch im wesentlichen eine Erscheinung det
jüngeren Technik und konzentrieren sich, abgesehen von
zwei englischen Erfindungen, im wesentlichen auf die
Arbeitsergebnisse der Berliner Industrie. Ich beginne mit
einer Einrichtung von Messters Projektion-Ges., bei weichet
die mit elektrischen Kontakten versehenen Wellen aut
einen Zeiger einwirkende Stromkreise beeinflussen. Je nach
Umständen gibt dieser Aufschluss über Gleichlauf oder
Störung und die Möglichkeit zur Altstellung. Es sind hier
wie bei den me'sten der beschriebenen Systeme zahlreich'
Anwendungsformen denkbar. Beispielsweise kann der
Zeiger eines elektrischen Messapparates in dem einen ode
anderen Sinne einen Ausschlag erfahren, indem die mi
Schleifkontakten versehenen Antriebswellen das Gleich
gewicht der verbindenden Stromleiterteile infolge Strom
unterschiede stören.
Vor zwei Jahren erschien Alfred Duskes wieder mit
einer Neuerung auch auf diesem Gebiete Sie bezog sieh
auf jene Erscheinungen der Praxis, nach der die Appan t-
in räumlich grösserer Entfernung voneinander aufgestellt
und mit Hilfe elektrischer Einrichtungen kontrolliert wurden
Es ist nicht immer leicht, der Mutter Elektrizität mit lv
folg entgegen zu treten, und nicht ohne Bangen lese ich
von Versuchen, wo rein mechanische Hilfsmittel an ihn
Stelle gesetzt werden sollen. Wir halten es hier alter mit
einem Slanne von Erfahrung zu tun und können dah< t
seinem Gedankengange Beachtung schenken. Duske-
wendet also an Stelle des früheren Hilfsmittels ein rein
mechanisches, ein biegsames Organ. Iieispielswcise ein S*
oder desgleichen an. welches von beiden Apparaten um» 1 -
hängig voneinander in demsellten Sinne gefördert wird
Ihm obliegt es. die Unterschiede in den Förderung^'
schwindigkeiten durch Veränderung seiner Spannung anzu-
zeigen. Trotz aller Einfachheit des Gedankens erfahren
wir auch hier von den verschiedensten Ausführungsform'
die ich nicht unltcsprochen lassen möchte. Da ist zunächst
die Anwendung eines Verbindungsseiles, das über Trommeln
läuft, deren Antrieb von der Sprechmaschine bezw. vom
Kinematographen besorgt wird und sich von einer Trommel
ab- und auf die andere Trommel aufwickelt. Die Seil¬
trommeln stillen vom gleichen Durchmesser sein und ihr»'
gleiche Umdrehungsgeschwindigkeiten sind durch geeign« '■
Ueliertrngungsmittel zu sichern. Eine andere Einrichtung
Itesteht darin, dass sich das Verbindungsseil von der Trommel
der Sprechmaschine ab- und auf jene des Kinematographen
aufwickelt, ferner alter an einer geeigneten Stelle eine
Schlinge mit Gewicht trägt, dessen Lagenänderungen die
Störungen im Gleichlauf Iteider Apparate anzeigt. ,il '
Gewicht kann aber auch mit einem Zeiger versehen weiden
der bei Gleichlauf einem zweiten festen Zeiger gegen ülter-
steht, von ihm alter abweicht, sowie Störungen eintreten-
Auch die Antriebsart lässt eine im Sinne der Erfindungen
liegende Ausführungsform zu. indem nämlich die von < j^
Sprechmaschine beeinflusste Seiltrommel auf der Sprcr
maschinenstation. also in räumlich grosser Entfernung
vom Kinematographen, untergebracht und durch mcci
Der kinematograph — Disseldor!
No. 200.
nisehe Hilfsmittel, beispielsweise eine biegsame Welk
isler dergleichen, angetrieben wird, wenn man cs nicht vor
zieht, einem weiteren Vorschläge Duskes zu folgen, nämlich
als Antrieb einen Motor. Elektromagneten oder dergl. zu
wählen, scxlass gegebenenfalls die Trommel auf der Kine-j
matographen-Station untergehracht werden kann. Die
Kontrolle durch die Deckung zweier unabhängig vonein¬
ander bewegbarer Zeiger war der Ausgangspunkt einer]
Erfindung von Walter Vollmann, der es vermeiden wollt.*.!
dass bei Einrichtungen jener Art. wo Kinematograph und
Sprechmaschine in liesonderem durch den Zuschauerraum
getrennten Raume aufgestellt werden mussten, die langen'
Vcrhindungsleit ungen zwischen beiden Apparaten und der
Anzeigevorrichtung in Anwendung zu bringen. Für die
Praxis tog er auch noch in Betracht, dass nicht immer
elektrische Stromquellen zur Verfügung stehen und ausser¬
dem Tonbildtheater schnell eingerichtet werden sollen.
Um allen diesen erwähnten Uebeln zu begegnen, stellte er
den Grundsatz auf. dass man zwei mit je zwei unabhängig
voneinander bewegbaren Zeigern versehene Signaleinrich¬
tungen verwenden soll. Iiei denen je ein Vergleichszeiger
durch eine besondere Antriebsvorrichtung lx*i gleiche;
Zeigerstellung mit gleicher Geschwindigkeit lietätigt wird.
Den anderen Zeiger dagegen will er mit der Antriebsvor¬
richtung des Kincmatographen Ik*zw. der Sprechmaschine
durch je ein Ueliersetzungsgetriel>e verbunden sehen,
durch welche die jeweiligen Geschwindigkeiten der An¬
triebsvorrichtung bis zur Geschwindigkeit der Vergleichs¬
zeiger gebracht werden. Die Bedienung hat die beiden
Apparate gleichzeitig anzulassen und darüber zu wachen,
dass während des Betriel>cs die beiden umlaufenden Zeiger
jeder Anzeigevorrichtung übereinander gehalten werden.
Differenzen in den Taktgeschwindigkeiten werden durch
Einsetzungen von entsprechenden Vorschub rädern über¬
wunden. Die Uebcrsetzungsgetriebe werden unmittelbar
am Gehäuse jeder Anzeigevorrichtung angebracht, damit
die empfohlenen Vorschalt rüder keine Änderungen am
Getriebe der üblichen Kinematographei. und Sprech¬
maschinen erfordern.
' Etwas später hat Vollmann eingesehen, dass die beiden
örtlich getrennten Vergleichszeiger, welche die Geschwindig¬
keit der beiden Apparate zu regeln halten, doch nicht immer
mit der gleichen Geschwindigkeit umlaufen, wenn die
• iciden Antriebsvorrichtungen für sie vollständig unab¬
hängig voneinander arbeiten. Er hatte ferner anfangs die
Bedingung gesetzt, dass zur gleichen Inbetriebsetzung
beider Apparate die erwähnten Zeiger genau in der gleichen
Stellung stehen müssen: würden sie alter zwischen den
einzelnen Vorführungen angehalten, so bereitete ihre gleich¬
zeitige Ingangsetzung wieder Schwierigkeiten, deshalb liess
er später die Antriebsvorrichtung des zur Kontrolle der
Geschwindigkeit des Kincmatographen bezw. der Sprech¬
maschine dienenden Vergleichszeigers durch die Antriehs-
vorrichtung des letzteren für die Sprechmaschine Itezw.
für den anderen Apparat auf elektrischem oder mecha
nischem Wege beeinflussen. Dadurch soll die Geschwindig
keit der beiden Zeiger mit Sicherheit geregelt und l>ei Aus¬
lösung der Feststell vorricht ungen des einen derselben die
genaue gleichzeitige Ingangsetzung des anderen ohne
Schwierigkeit möglich sein, d. h. man kann sie zwischen
den einzelnen Vorführungen eben ohne B<'denken anhalten.
Die Kon troll person will er ebenfalls ausscheiden. und zwar
dadurch, dass er die Feststell Vorrichtung für den Antrieb
der Sprechmaschine durch die den Kincmatographen
l'edienende Person auf elektrischem Wege auslösen lässt,
»»dass eine ständige Ueberwachung des Gleichlaufs der
Sprechmaschine nicht nötig ist. vielmehr eine von Zeit zu
Zeit einsetzende Kontrolle genügt.
Unter den allgemeinen Anzeigemitteln sind auch jene
'•rfinderischer Weiterbildung gewürdigt worden, bei denen
der eine Apparat einen mit Stromschlussvorrichtung ver-
I sehenen Zeiger und der andere eine St lieilx' mit :• Konti* ko •
zum gesonderten Anzeigen von Differenzen antreibt Kn
Neuerung in dieser Hinsicht hat die Internationale Kin<
matographen- und Licht-Effekt-Gesellst haft durch < it"
besondere Altordnungsweise der Kontakte gebracht .V i,
ihrer Technik übergreifen die beiden äusseren etwa den
Emittieren und hei Störungen des Gleichlaufs w irtl da
F Signal noch nicht ausgeschaltet, es bleibt vielmehr ncl.c,
'l’einem NachImi-i--..'I eingeschaltet, wodurch statt <I« i bis
,* hörigen drei jetzt fünf Stufen entstehen. Dann trat dir
Deutsche Mutoskop-Biograph-Gesellschaft. Berlin, auf den
Plan und beschäftigte sich mit der Frage der Aufstellung
der Apparate, weil cs. w ie ich ebenfalls in der Finten ung
vorliegender Arlieit liereits lietonte, infolge unachtsamen
Hantierens der Arbeiter häufig vorgekominen ist. d.die
Anzeigevorrichtungen beschädigt werden. Die genanni«
Gesellschaft ordnet sh deshalb im Innern des Schallti i* ht«r-
der Sprechmaschinc an und sorgte Ix-züglich der Uno i
bringung der Antriebsvorrichtung für die Möglichkeit, da¬
tier Schalltrichter, wie bisher, in horizontaler Richtung
liewegt werden kann, ohne dass dadurch lx-i der Anzeige
Vorrichtung oder bei den Airtriebsorganen Störungen vor
kommen. Die Anzeigevorrichtungen erhalten ihren Antrieb
von der Welle eus. deren Mittelachse mit der Drehe i -
des Schalltrichters zusammen.allt, und ihre Riickw.n« -t
kesselförmig gestaltet, damit der Schall möglichst w mg
Iteeinträ« htigt wird. In diesem Gebiete begegnen wir dann
nochmal Duskes. welcher ein Anzeigeorgan von der Bild
maschine zum Zwecke einer gleichförmigen Vorwärts
Bewegung durch ein Differentialgetriebe beeinflussen lii—t
diese Vorwärtsbewegung il» r durch eine Gegenfeder solang'
hindert, als ein mit dem Anzeigeorgan sich 1*'wogender und
unter Einwirkung einer periodisch von der Tonmaschine
eingeschalteten Sperrung stehender Anschlag nicht ge
sperrt wird. Die Sperrung der Tonmaschine kann aut
elektromagnetischem, pneumatischem «xier mechanisch« in
Wege ausgerückt werdet . Ich halx* nun noch <!»•• 1 *» i<l<-i ■
englischen Systeme als Abschluss vorbeschriebencr Grii|i|M
der mechanischen Anzeigevorrichtungen zu besprechen
Eine dieser Neuerungen verdank«'!! wir Francis Alexander
Thomassin und Henry Revmond Nathan. Ix idc in Lntulon
Sie setzen die erfinderische Arlx*it jener f««rt. <li«* zwei ent
gegengesetzt wirkende Bewegungsvorrichtung«'!! ein«‘ii g«
meinsanier Zeiger derart beeinflussen liess«'n. «lass er lx-i
Gleichlauf in Ruhe bleibt und lx*i Störungen seine Normal
Stellung verlies«. Das Differentialgetriebe zur zwangläufigcn
Verwendung zwischen Sprechmas«■ hine und Kincmatogi. |>i
kommt auch hier in Frage, jedoch mit dem Unterschiede
dass der Zeiger, der von der Sprechmaschine in der «'in«'«i
Drehrifhtung in Umlauf versetzt wird, auf einer s, I,. i...
drehbar gelagert ist und diese von dem Kinematograph ii
umgekehrter Richtung lx*w«*gt wirtl. Hier «'rfolgt also <bc
Anzcigctätigk«'it ohne die zwangläufige Verbindung. un«l
zwar durch Vermittlung eines elektrischen Schaltwerk«-
an der Sprechmaschinc. welches auf der v«m d«'tn Kin*
matographen angetriebenen Scheibe li«-f«*stigt ist. während
«ler Antrieb auf die S<-hcilx'. auf welcher der Zeiger drehbar
gelagert und das Schaltwerk fest angeordnet ist. am Ix-stcn
auf mechanischem Wege v«»n d«*r Sprechmaschinc aus er
folgt.
Schliesslich kommt noch ein Apparat von (Veil M
Hepworth in London in Betracht, wo ein pendelnd aufg«-
bängter Z«'ig«'r ausserhalb seines Drehungspunkt«s « in \"i
Iteiden Apparaten elektromagnetisch weiter zu schaltend«'-
Steigrad trägt, sodass er lx*i Gleichlauf in Ruhe bleibt und
lx*i Störungen des Gleichlaufs nach einer S-itc auss«-l*.lägt
Arbeitet eine der Maschinen der anderen g«'g«'i)ülx'r zu lang
sam, s«) wird auch von dieser Seit«- das'. Steigrad. wetiig« r
lebhaft beeinflusst, und es wird nach derjenigen S« itc ver
schoben, von welcher Ikt j«M erfolgt. Der Erfindet Im d
sich eines Anzeigesehikh's. auf «lern B«'merkungen w i<
„Gleichlauf", „zu langsam", „zu schnell”, ukw. angebracht
No. 200.
Der Kinematograph
Düsseldorf.
sind; es spielt hinter einer Aussparung des den*Apparat
unischliessenden Gehäuses.
Meine vorliegenden Ausführungen will ich mit der
Beschreibung eines Apparates der Bioskop-Theater-Gesell¬
schaft. Berlin, besehliessen. Sie stellte das Prinzip auf,
dass nicht nur von der Sprechmaschine, sondern auch vorn
Kinematographen Kiektromagnctc erregt werden sollen,
deren beide Anker mit Hilfe von Trat sportklinken. Kchalt-
und IVbertragungs rädern die beiden auf Mittel- und Rohr-
jwhsen sitzenden Zeiger drehen, damil diese bei normalem
Gange sieh gegenseitig deckend ruckweise vorwärts be¬
wegen Sie wendet bei ihrem Verfahren auch in liekannter
Weise verschiedene farbige Glühlampen an, jedoch mit dem
Unterschiede, dass eine dersellien brent t. wenn die Apparate
iÜHTeinstinunend laufen. Kilt der Kinentatograph vor,
so Iteginnt die zweite zu glühen, diese erlischt aber und eine
dritte leuchtet auf, wenn etwa die Spreehmaschine rascher
arbeiten soll wie der Kinentatograph. Die Person, welche
den Kinentatograph bedient, sieht als«», wenn die beid«n
Lampen erlischt-» sofort, ob der Apparat zu rasch «»der
zu langsam läuft, weil je nach Umständen etwa die blaue
«»der die rote Lani]»c aufleuchtet. Der Apparat ist sowohl
zur Aufnahme wie zur Wiedergabe von Ton bildern ver¬
wendbar.
Notizen,
Zur Kragender liesteuerung von Orrhrstrions in klneniato-
Kruphriithfatern. Der Ikxützer de« Krefekler Theaters. Herr S. Colin.
»ill einen Rechtsstreit von grundlegender Hedeutiuig bis zur obersten
Instanz auslrclitrn. ln seinem Kinematographt-ntheatt-r hat er
nämlich ein Orcheatrion aufgestellt. da» in den Pausen und auch
teilweise während der Vorführung der Lichtbilder zur Unterhaltung
der Besucher diente. Der Fiskus verlangte niut von Herrn Cohn
auf i Irund des prenssisclten Stempelsteuerg.-setze» vom 30. Juli 189.»
in «ler Fassung vom 28./30. Juni 1909 für die Benutzung des
(»reitestrions (eines mechanischen Musikwerkes) au einem öffent¬
lichen Orte ein«» jährliche Stem|>clgehithr von 20 Mk. (legen «Ih-s«-
nach seiner Meinung ungerecht fert igte Besteuerung legte Herr Cohn
zunächst unter Zahlung des cmgeschiitztt'n Betrages Protest b«-i der
Strafkammer in Krefeld ein. I»ies«' entscliit-d in einer <lerichts-
Zur Begründung sein**« Anspruch«*» führt er aus, er sei zur Ent -
rieht «mg «ler Stempels teui-r nicht v«'rpfliehtet gewesen, einmal weil
das Orchestrion, «las «*r während dt-r Vorstelhmgen spielen lasse,
keüi Musikautomat ««ler mechanische» Musikwerk s«*i. sondern weil
es nicht an einem öffentlichen Orte aufgestellt sei Der Beklagte
beantragt, die Klage kostenfällig abzuweisen, jedenfalls ihm nacli-
zulassen, eine vorläufige Vollstreckung durch Sicherheitsleistung
abzuwenden.
Er führt aus, das vom Kläger aufgestellte Orcltestrion falle
unter «lie vom (lesetz hezeiehnete Rubrik: Musikautomaten oder
mecltanische Musikwerke, und der Theaterraum, in dem «las
Drehestrion aufgestellt, sei ein öff«>ntlicher Ort im Sinne des tle¬
set zes.
Entsehoidungsgründe :
Die zulässig*' und fristgerecht erhoben» Klage ist unbegründ« t.
Mit ihr verfolgt der Kläger einen Anspruch a««s § 812 BOB. wegen
tu igens'h t fert igt er Uereiehening. ferne ungoreohth-rtigte Be-
reicherung des Beklagten l»at er alx-r nicht dargetan. Nach dem
pn-ussis«-hen Stompeigesetz in der Fassung von« 26./30. Juni 1909.
Tarifnummer 1 la, hat d«‘r Beklagte von dem Inhalier eines an ein*»n«
öffentlichen Orte aufgestellten Musikantomateu <ah-r meehaniaehen
Musikw«-rk«-s eine nach dem Anschaffungspreise tarifierte Steu«'r zu
verlangen. Das von dem Kläger in dem Theaterraume aufgestellt«-
Drehest rinn hat all«- Merkmal«-, an di«- das Gesetz die Steuerpflicht
knüpft.
Zunäelist ist es ein mechanisches Musikw«-rk. Unter einem
meclianischen Musikwt-rk ist ein Spielwerk zu verstehen, das auf
mecliamsclte Weise, das heisst ohne Anwendung emer kunstfertigen
Behandlung, letliglich durch einen äusseren Vorgang in Bewegung
g«-s«-tzt, Musikstück - zu Gehör bringt. Gleicligiiltig ist «-s dabei,
ob «ler äussere. in Bewegung setzend«- Vorgang «l«-r Einwurf eü:«-s
Geldstückes, das Drelien eitler Kurbel, otler, wie im vorliegenden
Falle, die Kmsclialtung d«-s elektrischen Stromes ist: immer ist di«-
das Werk in B«>w«>gang setzen«!«-, von auan-'i hinzutretende Kraft
reu« m«-chanisch, mag es nun «lie Schwer k raft, Menschonkraft oder
elektrische Kraft sein. (Vergl. Heinitz. Kommentar zum Preuss.
Stempelsteuergesctz. 3. Aufl., 1909). Keini-n Utit«-rscliit<«l kann «-
weiter machen, welchen sjs-ziellen Zwecken das Musikwerk dient,
ob t-s gerade für die Personen, die es in Bewegung g«<setzt haben,
•der für ajider«-, wie in diesem Falle «las Tkeaterpublikum, tli«-
Musikstiieke zu Gehör bruigen soll. Denn in dem Ausdruck „Musik¬
werk“ li«;gt nur «ler Begriff «-ntlialten: Musikstück« zu Gehör bring«-i..
nicht aber auch für wen.
Sodann ist dieses mecltanische Musikwerk «meinem öffentlichi-i
Orte aufg«-stellt. It» die Rechtsmaterien der deutschen Gewerls- ■
ordmmg und «ie« preussisclten fltempefeteuergeaetaes in vielen
Punkten enge zusammenl«äng«>n. so ist ohne weiteres der Schluss
gerechtfertigt, «lass «l«-r B«-griff des öffentlichen Ortes in beiden
Gesetzen derselbe ist. Im Sinn«- der t lewcrlx-ordmuig (§ 42a. h
60a) sind nach übereinstimmend«' Ansicht von Theorie und Praxi-
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Patht-Jouraal, 82. Auflage.
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Scanned from the collection of the
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse
in coUaboration with
Michael Cowan and the Department of Film
Studies, University of St Andrews
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Co-sponsored by the Moving Image Research
Laboratory (Montreal)